Ortenau


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Emil Baader: Stadt- und Dorfschaften in der Ortenau
 

In einer Schwarzwälder Harzsiederei

Im Renchtal gab es vor wenigen Jahrzehnten noch zahlreiche Fichtenharzsiedereien. Heute ist nur noch eine im Betrieb. Es mag die letzte im Schwarzwald, die einzige in Süddeutschland sein. Sie befindet sich in Löcherberg, das zur Gemeinde Ibach zählt, an der Stelle wo die ins Kinzigtal führende Gebirgsstraße das Renchtal verlässt.

Der Besitzer der Harzsiederei, der Pflugwirt Josef Huber, berichtet, dass früher auf jedem Schwarzwaldhof gesotten wurde. Später lieferte man dasselbe an die Pechfabriken. Das Harz brachte mehr Geld als das Holz.

Drei Lierbacher Waldbauern liefern das Harz an unsere Siederei. In einer bestimmten Höhe reißen sie mittels des Harzbeils die Fichten an. In dem „Harzkorb" wird das Harz aufgefangen. Durch die Harzentnahme verliert das Holz freilich an Wert; in kurzer Zeit wird das Holz rot und morsch. In einem großen Kessel wird das Harz, mit Wasser vermengt, aufgekocht; sodann zur Filtrierung durch den „Harzsack" gepresst. Die dabei gewonnenen Rindenrückstände können zur Kienrußbereitung verwendet werden. Nun erfolgt der zweite Sud. Aus reinem Fichtenharz wird das von Obstzüchtern hoch geschätzte ,,Zweigharz" gewonnen, das weder bei Kälte noch bei Hitze springt. Durch entsprechende Zutaten entsteht das Brühpech; es ist goldklar wie Bernstein. Die Metzger brauchen es. Ferner stellt man Pech für Sattler und Schuster her. Das Brauerpech, früher ein Hauptprodukt der Renchtäler Harzsieder, wird heute zumeist in Großbetrieben erzeugt. Unserer Harzsiederei ist eine Kienrußfabrik angegliedert, die an Bedeutung verloren hat, seitdem man Kienruß aus Anthrazenrückständcn billiger herstellen kann.

Von Ende August bis Ende Mai dampfen die Harzkessel in Löcherberg. Da das Reich jährlich für 14 Millionen Reichsmark Harz und Pech aus dem Ausland einführen muss, ist eine Wiederbelebung der deutschen Harzgewinnung zu wünschen.

Es ist schön, solch bodenständigem Gewerbe zu begegnen.

     

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