Ortenau


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Emil Baader: Stadt- und Dorfschaften in der Ortenau
 

Sommerabend in Kappelrodeck

Schön ist die Fahrt durchs Land.

In Moesbach sieht man blühenden Dachwurz allenthalben auf den Wetterdächlein. Er soll das Haus vor Blitz und Ungewitter schützen. Die Rekruten hängen den mit Bändern bunt geschmückten Rekrutenbaum aus dem Fenster jenes Wirtshauses, in welchem sie das herkömmliche Rekrutenmahl abhalten.

Malerisch liegt Waldulm in einem Seitental der Acher. Wuchtig steht die aus rotem Sandstein erbaute Pfarrkirche neben dem „Pfarrberg", dem berühmten Waldulmer Weinberg, der sich im Besitz der badischen Bauernkammer befindet. Voller Stolz erzählt mir eine Bäuerin, dass in Waldulm der beste badische Spätburgunder gedeiht. Im Abenddämmer kam ich nach Kappelrodeck, das zu Füßen des Schlosses Rodeck zwischen Rebhügeln und Obsthainen im „Kappler Tale" liegt. Dieser Marktflecken ist nicht nur durch seinen Wein und seine Industrie — Besen und Krepppapier werden fabriziert, große Steinbrüche gibt es — sondern auch durch seine Fastnacht berühmt. An Fastnacht gehen die Kappelrodecker „Schudi" um, die „Spättler", die „Fledermäuse", die „alten Hexen". Stoffe aus der heimatlichen Geschichte und Sagenwelt bringt man auf dem kleinen Marktplatz zur dramatischen Aufführung. Dorf und Burg haben eine reiche Geschichte. Vierhundert Jahre saßen die Röder von Rodeck auf der Kappler Burg, zweihundert Jahre die Herren von Neuenstein. Obergerichtsrat Schliephake ließ den alten Herrensitz 1880 zu einer „modernen Burg" umbauen.

Es ist schön, am Abend vom Marktplatz durch Weinberge und Obstbaumwälder emporzusteigen zum Schloß. Durch den Zinken Diefenbach kommt man, wo die kleinen Weinbauern und die Taglöhner wohnen. Mit einem Kuhgespann führen die fleißigen Winzer noch zu später Stunde Dung in den Weinberg; tragen ihn von: Wagen Butte für Butte an die Weinstöcke. Bis die Nacht ihre dunklen Tücher über die Welt legt, wird im Weinberg gearbeitet. In Gottes Frühe beginnt das Tagewerk von neuen,. Es kostet manchen Tropfen Schweiß, bis der berühmte „Kappler Rote" im Becher schäumen kann.

Man kehrt ins Städtchen zurück. Vor der gotischen Kirche steht groß und ernst, vom Mondlicht umflossen, das Mal für die Helden des Tales.

     

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