Meißenheim, das Dorf der Friederike Brion
Ein Heiligtum haben wir draußen im Lahrer Ried: das Grab
der Friederike. Es war lange Zeit vergessen. Der Lahrer Dichter
Friedrich Geßler hat es wieder entdeckt. „Ich nahm
meinen Wanderstecken," so berichtet er, „und zog hinaus
an den schönen Rheinstrom, an dem Meißenheim liegt.
Der Totengräber Hockenjos tonnte mir das Grab Friederikens
zeigen. Es war ein Grabhügel, auf dem ein kleiner Nelkenstrauß um
sein Blütendasein rang." Am 19. August 1866 wurde die
neue Grabstätte geweiht, Ludwig Eckardt prägte den
Grabspruch:
Ein Strahl der Dichtersonne fiel auf sie. So reich, daß er
Unsterblichkeit ihr lieh.
Seitdem ist Meißenheim eine Wallfahrtsstätte für
Goethefreunde geworden. Das ist gut so. Mancher würde
sonst dieses Rieddorf und die Riedlandschaft nie kennen lernen.
O sie sind schön die Dörfer im Lahrer Ried! Am Sonntag
tragen die Frauen die behäbige Riedkappe; die alten Fachwerkhäuser
haben malerische Wetterdächlein und eingebaute Loggien;
Weinlaub umrankt sie. Nach Tabak duftet das Land. Hohe Tabakschöpfe
sieht man überall.
Schauen wir uns um im Friederiken-Dorf! Da ist
der alte Gasthof „Zum
Salmen", der einst Amtshaus war. Um das Fischrecht im „Salmengrund" hat
das Dorf einst heiße Kämpfe ausgefochten. Schmucke
Wappen in der an feinen Stukkaturen reichen Pfarrkirche künden
von früheren Dorfherren. Im Friederiken-Friedhof befindet
sich eine vorbildliche Weihestätte für die Helden des
großen Krieges: im Schatten von Trauerweiden sieht, Symbol
der Heimat, ein Bauernmädchen, — Meister Liebich.-Gutach
hat es geschaffen — das den Helden des Dorfes einen Blumenkranz
windet.
Am Abend muss man dem Gesang des Drosselrohrsängers lauschen,
der am alten Mühlkanal sein Lied erklingen lässt.