Diersburg
Wir kommen ins Weinland.
Zwischen Weinhügeln liegt Diersburg, seit
manchem Jahrhundert Sitz der Freiherren Röder von Diersburg.
Die zerfallene Ritterburg, der „Stein zu Tiersperg" liegt
weit hinten im Tal. Eine Seitenlinie der Geroldsecker mag diese
reizvolle
Kleinburg um 1250 erbaut haben. Von Efeu sind die gut erhaltenen
gotischen Doppelfenster umsponnen. In Grün und Gelaub ist
die Ruine versteckt. Nach Kohlen grub man unweit der Burg und
bei Berghaupten. Spuren des Bergbaues sind noch zu sehen.
Durch tiefe Wälder muss man wandern, wenn man von Lahr
nach Diersburg will. Der Wald öffnet sich. Das Dorf liegt
vor uns: ein deutsches Dorf, wie Schönaich-Carolath es besungen.
Eine Dreschmaschine surrt; Bauern, braun gebrannt, kommen vom
Kornfeld. Im Oberdorf steht das Reischach-Schlösschen, mitten
in Gärten, in denen die blaue Klematis blüht. Der Bürgermeister,
zugleich Küfermeister und Kellermeister des Freiherrn von
Diersburg, nimmt mich in den Schlosskeller mit. Wir kosten den
Dicrsburger: den Klevner, den Ruländer, den Mosel-Riesling,
den Weißherbst. Diese Weine stehen den Durbachern kaum
nach. Wenn die Weinernte und der Weinabsatzt gut ist, dann herrscht
Wohlstand im Dorf.
Bevor Friederike Brion 1805 mit ihrem Schwager, dem Pfarrer
Marx, nach Meißenheim zog, hatte sie vier Jahre bei ihm
in Diersburg gelebt. In der Talstraße Nummer 60 steht das
ebemalige Pfarrhaus, in dein Friederike Brion wobnte. Es trägt
folgende Inschrift:
Die Stätte, die ein guter Mensch betrat ist eingeweiht.
Goethe, Tasso I, 1
Friederike Brion wohnte hier — im damaligen Pfarr-
haus
bei ihrem Schwager, Pfarrer Marx
1801—1805
Wir besuchen den Röderschen Familienfriedhof, der am Westausgang
des Ortes auf einer Anhöhe liegt. Auf allen Grabmälern
sehen wir das schöne Wappen der Röder, den stürzenden
Adler.