Ortenau


Landeskunde > (Baden) > Landschaften > Ortenau > Bilderbogen > Emil Baader

Emil Baader: Stadt- und Dorfschaften in der Ortenau
 

Bei den Backsteinmachern und Fischern von Rust

Über Ottenheim, wo eine Schiffsbrücke über den Rhein führt, über Nonnenweier, Wittenweier und Kappel, wo sich noch Fischerzünfte aus dem Mittelalter erhalten haben, gelangen wir in das südlichste Dorf der Ortenau, nach Rust. Hier wohnt seit nahezu 500 Jahren die aus dem Elsaß stammende Familie Böcklin von Böcklinsau in der Baltasarburg, einem der schönsten ländlichen Renaissanceschlösser Badens.

Nähert man sich diesem Dorfe, so fallen uns im freien Feld zahlreiche kleine Ziegeleien auf. Heute sind noch etwa zehn davon in Betrieb; früher waren es über zwanzig. Rust ist seit alters her das „Dorf der Backsteinmacher". Der fette Lehmboden eignet sich gut zur Herstellung von Backsteinen und Ziegeln. Jeder Ziegler hat seinen eigenen Lettenacker. In mühsamer Handarbeit werden die Backsteine geformt. Nach der Lufttrocknung erfolgt das Brennen im primitiven Ofen. In der ganzen Gegend sind die Ruster Backsteine ob ihrer Güte und Billigkeit geschätzt.

In der Fischergasse besuchen wir den 70jährigen Meister der Ruster Fischerzunft. Auf der unteren Elz und auf dem Altrhein hat die Zunft freies Fischrecht. Aus dem Jahre 1425 stammen die ältesten Urkunden der Ruster Fischer. Im „Adler" schauen wir das Zunftschild. Am Kirchweihmontag wird hier alljährlich das Fischerfest gefeiert. Diesem geht ein Gottesdienst voraus. In der Kirche befindet sich die mit dem Bild des heiligen Petrus geschmückte grüne Zunftfahne.

Kleinbauern wohnen im Dorf. Die Scholle allein vermag den großen Ort nicht zu ernähren. So ist es ein Glück, dass die Ruster im Backsteinmachen, in der Fischerei, namentlich aber in der Zigarrenindustrie — sechs Zigarrenfabriken sind im Dorf — einen lohnenden Nebenverdienst finden.

Zwischen hohen Akazienbäumen steht das alte Ruster Schloss: die Baltasarburg. Im hohen Treppenturm, in den Vielen und Gemächern darf man kostbare Ahnenbilder, Wappen, Waffen und alte Stiche schauen, die ein Bild geben von der Geschichte des Schlosses und des Böcklinschen Geschlechtes. Einer der Böcklin war Kanzler Karl V. und Domprobst zu Magdeburg; in der Böcklinskapelle des Freiburger Münsters ist er beigesetzt.

Eine Traumwelt ist der Schlosspark. Blaue Schwertlilien blühen darin. Die Elz fließt mitten durch den Park, durch einen Dom alter Bäume, gotische Madonnenbilder, von Rosenbüschen umsponnen, stehen auf der Elzbrücke, Grünspechte fliegen von Baum zu Baum.

     

im Detail:

weiter:

siehe auch:

 

zurück:

Startseite | Landschaften | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Badische Heimat/Landeskunde online 2015