Gutach
Wilhelm Hasemann, der seine Augen am 28. November 1913 für
immer schloss, ist der Künder der Schwarzwaldwelt, die Gutach
heißt. 1889 war dieser Norddeutsche ins Dorf gekommen.
Er hat es nie mehr verlassen. Mit seinen Augen müssen wir,
ob wir wollen oder nicht, Gutach schauen. Andere Künstler
folgten ihm. Einer wohnt heute noch im Dorf: Curt Liebich, der
Illustrator von Hansjakobs Büchern, der Schöpfer des
Gutacher Kriegerehrenmals.
Da ich ins abendliche Tal kam, in diese Landschaft der großen
Linien, da hat mich zunächst der Hof des Bachbur im Hintertal
besonders gefesselt. Den Bachhof, 1796 erbaut, die Heimat des
Altbürgermeisters Johannes Wöhrle (er war wie Josef
Erbrich ein Freund Hansjakobs und Hasemanns), musste ich in meine
Mappen malen, seine ganze Schönheit zu erfassen. Aber hundert
Gutacher Höfe sind nicht minder schön. Der zweite Besuch
galt dem Hasemannhaus. Die Witwe des toten Malers zeigt mir viele
Schätze: Bilder ihres Mannes und die schöne Bauernstube,
die ein Schwarzwaldmuseum darstellt. Aus dem Gästebuch des
Hauses notierte ich, wie auf dem Mühlstein, Hansjakobs Eintrag;
er lautet:
„Wer das Volk malt, sei es mit den, Pinsel oder der Feder,
wird den Lohn schon in dieser Arbeit finden.
14. Sept. 1891. Hansjakob."
Auf dem Weg durchs Dorf bin ich Curt Liebich begegnet. Vierundvierzig
Jahre wohnt er nun in Gutach. Jedes Kind kennt und liebt ihn,
wie jedes Kind Hasemann kannte und liebte. Von seiner Jugendzeit
in Kolmar erzählt er, wo er mit Hermann Stegemann auf derselben
Schulbank saß. Das Schicksal des Offizierssohns verschlug
ihn nach dem deutschen Norden; die Sehnsucht nach der alemannischen
Jugendheimat trieb ihn wieder südwärts. So kam er 1891
ins Gutacher Tal.
Kann man Bezeichnenderes über Gutach sagen, als dass es
deutsche Künstler ein Leben lang fesselt?
Gutach ist das Schwarzwalddorf in seiner wunderbarsten Entfaltung
und Schönheit. Nur mit Bernau, der Heimat Hans Thomas, kann
Gutach, obschon anders geartet, verglichen werden.