Das Reisetagebuch meiner Großmutter |
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4. und 5. September 1937 | Quer durch den Harz | ||||||||||||
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Da nach Wochen der arme Peter zum Fahren bereit war, hatten wir uns bei
dem herrlichen Herbstwetter den Harz als Reiseziel erkoren. Ausgerechnet
am Samstag vormittag gab es riesige Regenfälle, so dass, mir Zweifel
kamen, ob aus der Tour etwas werden könnte.
Aber Max kam mittag und meinte, selbstverständlich fahren wir. Selbst bei Mittagessen kam noch ein kleiner Tusch. Wir vertrauten auf unseres bisheriges Wetterglück und stiegen ein. Peter war mit dem Pensionär Lux vorangegangen zum Onkel Otto und wir fuhren langsam hinterdrein und nahmen den Peter in Gohlis auf. Auf der Autobahn ging es zunächst bis Halle und wir freuten uns, dass wir ins Helle fuhren, die dicke schwarze Gewitterwand hinter uns lassend. Ich wollte eigentlich meinen Mittagsschlaf halten, da ich ganz ab war. Aber das motorisierte Militär kam aus der Manöver und es gab auf der Autobahn allerlei zu sehen. Der Hauptteil kam, als wir die Bahn verliessen und wir mussten eine ganze Weile warten, bevor die viele Wagen und Kanonen vorüber waren. Bald hatten wir Halle hinter uns und fuhren an süssen See entlang, auf bekannter Strecke gen Eisleben. Die Wolken verteilten sich zusehends und freuten uns der ersten blauen Flecken am Himmelszelt. Die Rosenstadt Sangerhausen kam sehr dörflich. -In der Ferne tauchte der Höhenzug des Kyffhäusser auf und wir sahen das Denkmal immer grösser werdend und dann wieder in die Ferne verschwindend. Jetzt richteten wir unseren Augenmerk auf den Kilometerzähler, denn die 36 000 musste gleich hochgehen ½ 6 Uhr geschah das Wunder bei dem Dorfe Görsbach. Wir hielten an und feierten dies Ereignis bei einem Stück Pflaumenkuchen, welche das Dorle die ganze Fahrt auf dem Schosse tragen musste. Süsse Last! Dazu gab es heissen Kaffe und der Vater machte eine Jubiläumsaufnahme. |
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Die Landschaft ist sanft hüglig, sonst nur Felder, besonders fiel
uns die rote Erde auf. Geregnet hatte es hier überall nicht, schon in
Halle hatte uns aufgefallen, dass alles trocken war. Der Himmel hatte sich
nun vollends aufgehellt und wir konnten es nicht fassen, dass die Sonne noch
so schön schien und kein Wölkchen mehr zu sehen war. In der Ferne
sahen wir nun schon das Gebirge und unsere Begeisterung wuchs zusehends.
Seitlich sahen wir die Römersteine, ein Felsgebilde wie aus der
sächsischen Schweiz entnommen. |
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