Wer war dieser Marcellianus?
Gemäß der Ritzinschrift auf einer Platte war Marcellianus
Tribun, Kommandant einer Einheit oder Stabsoffizier. Er
diente zunächst am Hof von Kaiser Constans, dem Kaiser des
Westens. Als dieser 350 n. Chr. einem Umsturz des Offiziers
Flavius Magnentius zum Opfer fiel und dieser rasch Anerkennung
im Westen fand, wechselten die Besitzer des Schatzes zu
ihm über. Das wird aus den drei Silberbarren des Putschisten
Magnentius deutlich, die er als Antrittsgeschenk (donativum)
an seine Gefolgsleute verteilen ließ.
Gegen Magnentius wandte sich Constantius II., Kaiser des
Ostens und Bruder des gestürzten Constans, und veranlasste
offenbar Franken und Alamannen zum Angriff auf die Rheingrenze,
um den Usurpator in Schwierigkeiten zu bringen und seine
Machtbasis zu erschüttern. Nachdem Constantius vom Balkan
aus Magnentius in Gallien bedrohte, zog dieser seine Truppen
in Norditalien zusammen und entblößte so Gallien vom militärischen
Schutz der Legionen. Die Alamannen nahmen, wohl auch von
Constantius ermuntert, zwischen 351 und 353 die Gelegenheit
zu Einfällen ins Reichsgebiet wahr und legten unter anderem
auch 351/52 das Kastell Kaiseraugst in Schutt und Asche.
Erst 357 wurden sie von Julian bei Argentorate (Straßburg)
geschlagen und wieder für eine Weile zurückgedrängt.
In diese erste Hälfte des 4. Jahrhunderts dürften einige
der Stücke gehören, so die Constansplatte (zum zehnjährigen
Regierungsjubiläum des Kaisers Constans verschenkt), die
Achilles- und die Euticiusplatte, die aufgrund der Stempel
und der Gewichtsangaben wie auch die Münzen und Silberbarren
als kaiserliche Geschenke (largitiones) an Parteigänger
einzustufen sind.
Die drei bereits erwähnten Silberbarren stammen aus der
Münzstätte Trier, wurden dort im Januar 350 n. Chr. gestempelt
und vom Gegenkaiser Magnentius unter die Anführer seines
Aufstandes gegen den Kaiser Constans verteilt. Sie sind
die jüngsten datierbaren Stücke und geben den genauesten
Anhaltspunkt für die Datierung des Schatzes.