Das Kloster Wiblingen wurde 1093 von den Grafen Hartmann
und Otto von Kirchberg gegründet und mit Mönchen
aus dem Reformkloster St. Blasien unter dem ersten Abt
Werner (angeblich aus der Familie v. Ellerbach) besiedelt.
1099 wurde die erste Kirche geweiht. Im selben Jahr schenkten
die Stifter Partikel vom Kreuz Christi, die sie vom ersten
Kreuzzug (1096-1099) mitgebracht hatten.
Die Grafen von Kirchberg behielten während des Mittelalters
die Vogtei über das Kloster, von der der Konvent durch
Aufnahme in die Ulmer Bürgerschaft loszukommen versuchte.
Der Kauf der Klostervogtei zusammen mit der Grafschaft
Kirchberg durch die Stadt Ulm scheiterte, die Grafschaft
wurde statt dessen von Herzog Georg dem Reichen von Bayern-Landshut
aufgekauft. Wohl in Folge des Landshuter Erbfolgekriegs
kamen Grafschaft und Vogtei an Kaiser Maximilian, der sie
1507 an die Fugger gab. Mit diesen führte das Kloster
im späten 17. Jahrhundert einen langwierigen Prozess
der Ablösung, der erst 1701 mit der Anerkennung der
Vogteifreiheit und der Gerichtshoheit unter österreichischer
Landeshoheit endete.
Eine durch den Brand des Kloster 1271 eingeleitete Periode
des wirtschaftlichen Niedergangs konnte erst Mitte des
14. Jahrhunderts beendet werden; ab da nimmt, auch mit
der Errichtung einer Klosterschule 1353, auch das geistige
Leben neuen Aufschwung. Mit dem Anschluss an die Melker
Reformbewegung unter Abt Ulrich Halblüzel (1432 – 1473)
wurde Wiblingen zu einem der Zentren dieser Reform, aus
dem zahlreiche süddeutsche Klöster Äbte
und Mönche für ihre eigenen Reformbestrebungen
beriefen. Auch im 16. Jahrhundert konnte das Kloster seine
führende Stellung im oberdeutschen Humanismus behaupten.
Der Dreißigjährige Krieg fügte dem Kloster
nur geringen Schaden zu, was unter anderem auf das Wirken
des Abts Benedikt Rauh (1635-63), der auch Feldbischof
der bayerischen Armee war, zurückgeht.
Klosterneubau 1701 – 1806
Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs begannen die
Mönche mit einem ehrgeizigen Neubau, der zunächst
die Klostergebäude betraf und 1772, jetzt schon in
frühklassizistischen Formen, mit der Kirche fortgesetzt
wurde, aber nie vollendet wurde. Um ein symmetrisch angeordnetes
Geviert der Konventsgebäude mit der Kirche im Zentrum
anzulegen wurden nacheinander die unregelmäßig
errichteten, noch aus dem Mittelalter herkommenden Klostergebäude
abgebrochen.
Der Plan, der auf den Baumeister Christian Wiedemann aus
Elchingen (1680 – 1739) zurückgeht, sah eine
symmetrische Vierflügelanlage vor, in deren Längsachse
die Kirche zu stehen kommen sollte (siehe Satellitenbild).
Diesem Komplex vorgelagert war eine ebenfalls symmetrische
Anlage
von
zwei vierflügligen
Wirtschaftshöfen links und rechts eines großen
Vorhofs. Zu diesen Konventsbauten gehört vor allem
der Nordflügel mit dem großen Bibliothekssaal
(1740), dessen Deckenfresko ein Werk des Weißenhorner
Malers Franz Martin Kuen von 1744 ist. Wiedemanns Pläne
lassen sich am besten am Holzmodell für das Kloster
Schussenried ablesen, das als weitgehende Kopie der Wiblinger
Planungen gelten kann.
Nach Beendigung des Österreichischen Erbfolgekriegs
wurde 1750 Johann Michael Fischer aus München mit
der Bauleitung beauftragt. Unter ihm wurde 1757 der Osttrakt
des Konvents mit dem markanten Mittelrisalit, der den Kapitelsaal
beherbergt, errichtet und wohl auch schon der Bauplatz
der Kirche abgesteckt. Vorbild dieser Ostfassade war das
Gebäude der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien, ein
bewusstes Zitat der vorderösterreichen Abtei, um ihre
Verbundenheit mit dem Kaiserhaus darzustellen.
Inwieweit der Kirchenbau auf die Planungen Fischers zurückgeht,
ist umstritten. Die „Regensburger Risse“, die
sie darstellen sollten, dürften Kopien nach Fischer-Entwürfen
sein, die möglicherweise nach seinem Weggang aus Wiblingen
für den weiteren Gebrauch zusammengestellt wurden.
Vor allem Prospektwirkung sucht ihresgleichen und kann
mit Ottobeuren und Zwiefalten leicht konkurrieren.
Fischers Werk setzte nach seinem Weggang 1757 (er starb
dann 1766) der Vorarlberger Johann Georg Specht fort, der
die Kirche von 1772 bis 1778 im Rohbau fertig stellte.
Die Ausstattung übernahm ab 1778 der kurtrierische
Hofmaler Januarius Zick, dessen Werk 1783 vollendet und
geweiht wurde. Die beiden über Eck gestellten Türme
blieben unvollendet.
Süd- und Westflügel der Klosteranlage wurden
erst 1913 – 17 als Kaserne errichtet.
Nach kurzem Streit zwischen Baden, Württemberg und
Bayern wurde das Kloster zunächst 1806 von Bayern
aufgehoben und kam 1807 an Württemberg, wo es als „Schloss“ des
Herzogs Heinrich diente.
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