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Die Landesausstellung „vorZEITEN – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“ ist aufgeteilt in 16 kleine Räume, die neun Epochen gewidmet sind: Erdgeschichte, Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Römerzeit, Völkerwanderungszeit (Spätantike), Frühes Mittelalter, Mittelalter und Neuzeit.

Der Ausstellungsrundgang beginnt im barocken Marstall. Dort empfängt die Besucher ein Raum zum Thema „Ur-Ozean“. Vor über 400 Millionen Jahren befand sich auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz ein tiefer Ozean. Die zu Stein gewordenen Ablagerungen in diesen Gewässern bilden heute den größten Teil des rheinland-pfälzischen Mittelgebirges. In den Gesteinen, die bei Bundenbach im Hunsrück (Landkreis Birkenfeld) als Dachschiefer industriell abgebaut wurden, finden sich zahlreiche Fossilien, darunter Fische, Seesterne und Seelilien. In der Ausstellung ist unter anderem ein 3D-Modell eines Gliederfüßers (Trilobit) zu sehen.

Beinstatuetten. Gönnersdorf (Kr. Neuwied), ca. 13.500 Jahre v. Chr. © GDKE/ Landesarchäologie Koblenz, W. BaumannDie nächste Station wirft einen Blick in den Westerwald vor über 25 Millionen Jahren. Dort wurden in Enspel bei Bad Marienberg die fossilen Überreste einer gleitfliegenden Flugmaus gefunden. Der interaktive Ausstellungsraum bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich mithilfe einer Forscherlupe das seltene Nagetier, dessen Flughaut besonders gut erhalten ist, näher anzuschauen.

Im Mittelpunkt des nächsten Abschnitts, der drei Themen bereithält, steht die Altsteinzeit, die in Rheinland- Pfalz vor etwa 800.000 Jahren beginnt. Mit einer 170.000 Jahre alten Schädelkalotte aus einer Kratermulde der Wannenvulkane bei Ochtendung (Landkreis Mayen-Koblenz) präsentiert die Ausstellung den ältesten Beleg für einen frühen Neandertaler in Rheinland-Pfalz.

Beinstatuetten. Gönnersdorf (Kr. Neuwied), ca. 13.500 Jahre v. Chr. © GDKE/ Landesarchäologie Koblenz, W. Baumann

Ebenfalls aus der Altsteinzeit sind die berühmten Frauenfiguren aus Elfenbein und Darstellungen von Mensch und Tier auf Schieferplatten, die im Neuwieder Becken in Gönnersdorf und Andernach entdeckt wurden und von einem rund 15.500 Jahre alten Lagerplatz stammen. In der Ausstellung sind verschiedene Ansichten solcher Kunstwerke zu bewundern.

Den dritten Abschnitt zum Thema Steinzeit ist dem rätselhaften Ritualort Herxheim gewidmet. Dort entdeckten Archäologen Siedlungsspuren und den Abfall ritueller Handlungen: zahllose menschliche Knochenreste, Tierknochen, Keramik, Schmuck, Steingeräte und Mahlsteine. Die zum Teil stark fragmentierten Knochenüberreste weisen auf ein bislang unbekanntes Totenritual hin. In der Ausstellung ist eine Installation zur Nachstellung des Grabenwerks zu sehen.

Bronzeblecheimer (Situla) mit Sonnenbarkenmotiv. Schnabelkanne, Worms-Herrnsheim, um 400 v. Chr. Foto: GDKE/Landesarchäologie MainzDer Ausstellungsrundgang setzt sich im Marstall fort mit einem Raum zur Bronzezeit (zwischen 1.800 und 1.500 v. Chr.). Zu sehen sind Gegenstände der Schmiedekunst, wie ein Bronzeblecheimer verziert mit einer Sonnenbarke und zahlreiche Bronzeobjekte vom Hohenberg (Landkreis Südliche Weinstraße) sowie aus Schifferstadt (Rhein-Pfalz Kreis) aus der späten Bronzezeit, der sogenannten Urnenfelderzeit.

Bronzeblecheimer (Situla) mit Sonnenbarkenmotiv. Ochtendung (Kreis Mayen-Koblenz), 9. Jh. v. Chr.
Bild: GDKE, Landesarchäologie Koblenz, W.Baumann

Den Abschluss der Ausstellung im Marstall bildet ein Raum zur jüngeren Eisenzeit (um 450 v. Chr.). Sie beinhaltet Zeugnisse aus den Gräberfeldern von Worms-Herrnsheim und Bescheid (Landkreis Trier-Saarburg). Sie umfassen unter anderem Goldobjekte und Waffen. Als wiederkehrendes Motiv sind drei keltische Schnabelkannen ausgestellt – ein Luxusgut, das nach etruskischem Vorbild angefertigt wurde.

Der Ausstellungsrundgang führt nach Verlassen des Marstalls über den Innenhof, wo mehrere Stelen über die tägliche Arbeit der Landesarchäologie informieren und interaktive Stationen zum Mitmachen einladen, hinein in den Schellbau. Dort empfängt die Besucher ein Ausstellungsraum zur Epoche der Römerzeit – mit eindrücklichen Objekten aus den römischen Metropolen Mainz und Trier. Ausgestellt sind Artefakte wie Helme und Schwerter oder ein Bauteil vom Römischen Theater in Mainz sowie eine prunkvolle Silberkanne, die aus dem Rheinischen Landesmuseum Trier stammt.

Schnabelkanne, Worms-Herrnsheim, um 400 v. Chr. Foto: GDKE/Landesarchäologie Mainz

Die nächste Station thematisiert die Spätantike / Völkerwanderungszeit. Aus dieser Epoche stammt eine römische Reiterstandarte in Form eines Drachenkopfs, die als Hauptmotiv der „vorZEITEN“-Ausstellung dient. Desweiteren sind in dieser Box mehr als 22.000 Bronzemünzen sowie der spektakuläre Schatzfund von Rülzheim zu sehen, der aus über hundert Objekten besteht, darunter eine mit Halbedelsteinen verzierte Silberschale, 96 Goldappliken und Teile eines prunkvollen Klappstuhls.

Im Fokus des darauffolgenden Ausstellungsraumes, der dem Frühen Mittelalter gewidmet ist, stehen die reich ausgestatten Gräber der Franken. Eigens für die Ausstellung werden die Beigaben von zwei Gräbern präsentiert, die aus einem merowingischen Gräberfeld des 7. und frühen 8. Jahrhunderts stammen und besonders reich ausgestattet waren.

Die Tour durch die „vorZEITEN“-Ausstellung führt nun ins Mittelalter – der Entstehungszeit der Ingelheimer Kaiserpfalz. Die Besucher können an dieser Station eine beeindruckende Rekonstruktion der einstigen Palastanlage erleben. Ergänzt wird der Ausstellungsbereich zum Mittelalter mit der Goldmünze von Karl dem Großen.

Der letzte Ausstellungsraum zu den verschiedenen Epochen greift die Neuzeit auf. Im Zentrum steht die Schlacht von 1713 um die Festung Landau. Fotos von einem 2014 gefundenen Massengrab sowie Knochenüberreste dokumentieren den Tod von neun Soldaten, die vermutlich bei den schweren Angriffen der französischen Truppen ums Leben gekommen waren.

Zum Abschluss der Ausstellung werden in Form eines kleinen Epilogs neuzeitliche Zeugnisse unter anderem aus dem deutschen Kaiserreich und den beiden Weltkriegen ausgestellt. Die Stücke verdeutlichen, dass das Arbeitsfeld der Landesarchäologie bis in die jüngste Gegenwart reicht. So konnte eine Familiensammlung, die in den Resten einer kriegszerstörten Bebauung in Trier gefunden worden war, an die Erben der einstigen Eigentümer zurückgegeben werden.

Abgerundet wird die „vorZEITEN“-Ausstellung durch den ZEITforscherRAUM, der im Eckrisalit als interaktiver Ausstellungsbereich für Kinder und Jugendliche eingerichtet wurde.

Text & Bilder: Landesmuseum Mainz / GDKE


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