18.8.23

Schlösser und Gärten

Das Wissen der Welt gesammelt: Brockhaus, Bücher und Bibliotheken

(ssg) Vor 200 Jahren, am 20. August 1823, starb der Verleger Friedrich Arnold Brockhaus. Der „Vater“ der Brockhaus Enzyklopädie sammelte das Wissen der Welt in mehreren Bänden. Damit schloss er sich einer guten Tradition an. Denn auch im Kloster Salem und in den oberschwäbischen Klöstern Schussenried, Ochsenhausen und Wieblingen versammelten die Mönche das Wissen der Welt – und stellten es eindrucksvoll zur Schau.

Klösterliche Bibliothekssäle der Barockzeit: SalemKlösterliche Bibliothekssäle der Barockzeit: SchussenriedKlösterliche Bibliothekssäle der Barockzeit: WiblingenKlösterliche Bibliothekssäle der Barockzeit: OchsenhausenKlösterliche Bibliothekssäle der Barockzeit: Salem (oben), Schussenried (2), beide Fotos: kulturer.be, Wiblingen(3), Foto: Steffen Hauswirth, ssg, Ochsenhausen (unten). Foto: Günther Bayerl, ssg.

Statussymbol des Bildungsbürgertums
Wer etwas nicht weiß, begibt sich im Internet auf die Suche nach der Antwort. Was heute zur Normalität gehört, ist eine Errungenschaft der besonderen Art. Die fast unbegrenzte Verfügbarkeit von Wissen hat eine lange Vorgeschichte, die bis in die Klosterbibliothek zurückreicht. Ein ähnlicher Meilenstein wie die digitale Enzyklopädie war der „Brockhaus“. Die Bände waren lange Zeit ein Statussymbol des Bildungsbürgertums und zierten fast jeden Haushalt. Das sogenannte Konversationslexikon erhielt seinen Namen vom Verleger Friedrich Arnold Brockhaus, der vor 200 Jahren – am 20. August 1823 – starb.

Ein Verkaufsschlager
Friedrich Arnold Brockhaus wurde im Mai 1772 als Sohn eines Ratsherrn und Kaufmanns in Dortmund geboren. Schon früh entwickelte er eine Leidenschaft für Bücher, die ihn sein Leben lang begleiten sollte. Seine kaufmännische Lehre hingegen begeisterte ihn wenig; er brach die Ausbildung ab und hörte stattdessen an der Universität Leipzig als Gasthörer Vorlesungen. Er versuchte sich als Händler für Waren aus England, bis er 1805 eine Buchhandlung gründete und als Verleger tätig wurde. Den Grundstein zur berühmten Enzyklopädie legte er 1808. Damals erwarb er die Rechte des unvollendeten „Conversationslexikons mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten“. Er vollendete das Werk, veröffentlichte und erweiterte es ständig. Das „Conversationslexikon“ bildete die Grundlage der späteren Brockhaus Enzyklopädie, die zum Verkaufsschlager wurde. Das Nachschlagewerk sammelte das Wissen der Welt zwischen Buchdeckeln – und schloss sich damit der guten Tradition der Klosterbibliotheken an.

Mittelalterliche Handschriften und neueste Literatur im Kloster Salem
Das Kloster und Schloss Salem besitzt eine wechselvolle und glorreiche Vergangenheit. Von seiner Größe und Bedeutung zeugte nicht zuletzt die Bibliothek, die weit über die Bodenseeregion hinaus strahlte. Denn das ehemalige Zisterzienserkloster besaß einen umfangreichen Bücherbestand. Darunter befanden sich sehr alte und aufwendig gestaltete Handschriften sowie frühe Drucke, sogenannte Inkunabeln. Mit Einführung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert wuchs der Bestand durch gezielte Ankäufe stetig. Zu liturgischen Büchern für den Gottesdienst und theologischen Schriften kamen Lehrbücher und philosophische, medizinische und naturwissenschaftliche Bücher. Vor allem im 18. Jahrhundert wurde die Klosterbibliothek zu einer Universalbibliothek ausgebaut, die auch literarische Werke aus ganz Europa und „unnütze“ Bücher umfasste, wie etwa Romane, Belletristik und Theaterstücke. Drei Äbte haben sich darum besonders verdient gemacht: Konstantin Miller, Anselm II. Schwab, der den Bücherbestand enorm erweiterte, und Robert Schlecht, der einen monumentalen Bibliothekskatalog in Auftrag gab.

Ein Festsaal für Bücher
Bereits im späten Mittelalter mussten die Handschriften, die im klostereigenen Skriptorium – der Schreibstube – entstanden oder aber zugekauft wurden, sowie die wachsende Zahl der gedruckten Bücher untergebracht werden. Dafür wurde ab 1498 der erste Bibliothekssaal über der Marienkapelle eingerichtet. Durch das steinerne Gewölbe überstanden die Bücher die große Brandkatastrophe von 1697. Marienkapelle und Bibliothek mussten jedoch bald dem barocken Neubau des Klosters weichen. Die Bücher zogen in den heutigen Bibliothekssaal um. Der ursprünglich barocke Raum mit farbigen Stuckaturen und Deckengemälden wurde zwischen 1786 und 1796 im klassizistischen Stil überformt, Gemälde und Stuck weiß übertüncht und hellgraue Bücherschränke angeschafft – zurückhaltende Farben galten als elegant und modern. Im Zuge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel das Kloster an das Haus Baden. Der Bücherbestand – rund 450 Handschriften und frühe Drucke, 40.000, vielleicht auch 60.000 gedruckte Werke, darunter wohl 30.000 Kleindrucke, Flugblätter und Broschüren – wurde wenige Jahre später an die Universitätsbibliothek Heidelberg verkauft. Die wertvollen Salemer Handschriften sind inzwischen digitalisiert und über die Homepage der Heidelberger Universitätsbibliothek einsehbar.

Das Wissen der Welt im Kloster Schussenried
Auch hinter den dicken Mauern von Kloster Schussenried widmeten sich die Chorherren nicht nur dem Glauben, sondern auch dem wissenschaftlichen Studium. Die herausragende Bedeutung der Wissenschaften für das Kloster spiegelte sich in der eleganten und reichen bildlichen Ausstattung der Klosterbibliothek wider – dem Herz des Neuen Klosters. Der große, zweigeschossige Raum ist ein Festsaal des Wissens. Heute werden hier jedoch keine Bücher mehr aus dem ursprünglichen Klosterbestand bewahrt. Im Zuge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Kloster aufgehoben und die Bücher unter der württembergischen Regierung nach Stuttgart abtransportiert, wo sie – in der Württembergischen Landesbibliothek – auch jetzt noch liegen.

Zentrum der Buchkunst vor Ulm
Das Kloster Wiblingen, südlich vor Ulm gelegen, ist bekannt für seinen malerischen Bibliothekssaal – er gilt als eine der wohl gelungensten Raumschöpfungen des Rokoko. Der Raum ist kein schlichter Aufbewahrungsort für Bücher, sondern ein Festsaal „für alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft“. Die rhythmisch geschwungene Galerie, das reiche Figurenprogramm und das monumentale Deckenfresko sollten beeindrucken. Wissen und Glaube standen hier unübersehbar im Mittelpunkt. In der Blütezeit der Bibliothek beherbergte Wiblingen rund 15.000 Bände – und damit mehr als so manche Universität der damaligen Zeit. Die Bücher mussten sich in das Gesamtkonzept des Raums fügen: Daher wurden ihre Buchrücken weiß angestrichen oder mit hellem Papier beklebt. Nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Büchersammlung zerstreut. Die unvergleichlich heitere Atmosphäre blieb jedoch ungebrochen.

Lebenslanges Lernen in Ochsenhausen
Klare Linien, symmetrische Formen und blasse, zurückhaltende Farben sind Merkmale der klassizistischen Architektur. Der Bibliotheksaal von Kloster Ochsenhausen – im Obergeschoss des Nordflügels – drückt diese Gestaltung „auf antique Art“ besonders aus. 1783 wurde der Raum im Stil des Klassizismus ausgestattet. Aus vielen Fenstern fällt Licht in den Raum: Die Helligkeit und die weiße Fassung vermitteln ein lichtes, etwas kühles Raumgefühl. Der Eindruck legt sich jedoch schnell: Der Bibliothekssaal ist ein wahrer Festsaal. Vier Standfiguren antiker Gottheiten und eine Muse zieren den Raum. Sie forderten die Mönche und ihre Gäste dazu auf, sich zu bilden und ihr Wissen zu erweitern. Der letzte Abt von Kloster Ochsenhausen stand mit Nachdruck hinter dieser Aufforderung: Romuald Weltin war nicht nur für die Neugestaltung des Bibliothekssaals verantwortlich. Er erwarb eine komplette Bibliothek als Ergänzung zu den vorhandenen Bücherbeständen und gab der Klosterbibliothek ein jährliches Budget von 500 Gulden für den Kauf neuer Bücher. Erst die Säkularisation im frühen 19. Jahrhundert bedeutete das Ende der Klosterbibliothek in Ochsenhausen.

Aktion zum Valentinstag
Küss mich! Im Schloss

Freier Eintritt in der Valentins-Woche: Montag, 13. Februar bis Sonntag, 19. Februar 2023
Posten der Selfies: bis Dienstag, 21. Februar 2023 möglich

Beteiligte Monumente
Schloss Heidelberg
Barockschloss Mannheim
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen
Schloss Bruchsal
Residenzschloss Ludwigsburg
Schloss Solitude, Stuttgart
Residenzschloss Rastatt
Schloss und Schlossgarten Weikersheim
Residenzschloss Mergentheim

Das umfasst der freie Eintritt
Schloss Bruchsal: Schlosseintritt ohne Führung. Mit der Schlosseintrittskarte kann das Deutsche Musikautomaten-Museum und das Museum der Stadt Bruchsal kostenlos besucht werden. Schloss Bruchsal ist montags geschlossen.
Schloss Heidelberg: Schlossticket: Das Ticket beinhaltet den Schlosshofeintritt, die Besichtigung des Großen Fasses sowie den Eintritt in das Deutsche Apothekenmuseum. Das Ticket beinhaltet nicht die Bergbahn oder die Besichtigung der Innenräume.
Residenzschloss Ludwigsburg: Schlosseintritt inklusive Führung „Herzog“ oder Führung „Herzogin“ oder Familienführung
Barockschloss Mannheim: Schlossbesichtigung inklusive Führung oder Audioguide. Schloss Mannheim ist montags geschlossen.
Residenzschloss Rastatt: Besichtigung der Beletage inklusive Führung und Besuch des Wehrgeschichtlichen Museums. Das Residenzschloss Rastatt ist montags geschlossen.
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen: Eintritt zum Schlossgarten und Schloss inklusive Schlossführung
Schloss Solitude: Eintritt inklusive Führung. Schloss Solitude ist montags geschlossen.
Schloss und Schlossgarten Weikersheim: Schlosseintritt inklusive Führung und Eintritt zum Schlossgarten
Residenzschloss Mergentheim: Schlossbesichtigung

Verlosung
Unter allen Teilnehmenden, die im Aktionszeitraum ein Selfie in einem der teilnehmenden Monumente gemacht und dieses auf ihrer Facebook- oder Instagram-Seite gepostet und mit dem Hashtag #KüssmichimSchloss versehen haben, werden ein Candle-Light-Dinner für zwei Personen auf Schloss Heidelberg oder zwei Tickets für ein Open-Air-Konzert in einem der Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten verlost. Alle Infos zur Aktion, zum Gewinn und zu den Teilnahmebedingungen finden die Besucher unter www.küssmichimschloss.de.

Das Mindestalter der Teilnehmenden beträgt 18 Jahre.
Mit dem Posten des im Schloss entstandenen Selfies auf der eigenen Facebook- oder Instagram-Seite und dem Versehen des Posts mit dem Hashtag #KüssmichimSchloss akzeptieren die Teilnehmenden diese Teilnahmebedingungen. 

im Detail:  
siehe auch:  

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