16.8.23

Schlösser und Gärten

Gedenken an einen Zisterzienser: Bernhard von Clairvaux verstarb vor 870 Jahren

(ssg) Vor 870 Jahren verstarb Bernhard von Clairvaux: Bis heute gedenken katholische und evangelische Christen am 20. August des bedeutenden Zisterziensers. Der französische Mönch war Abt, charismatischer Kreuzzugsprediger sowie Gelehrter – und spielte eine bedeutende Rolle bei der Verbreitung des Zisterzienserordens in ganz Europa.

Kloster Maulbronn, Frontansicht mit Paradies. Foto: kulturer.beKloster und Schloss Salem, Prälatur. Foto: kulturer.beKloster Bebenhausen, Kreuzgarten mit Klosterkirche. Foto: Christoph Herrmann, ssgKloster Heiligkreuz, Luftaufahme. Foto: Achim Mende, ssgKloster Maulbronn, Frontansicht mit Paradies. Foto: kulturer.be

Schloss und Kloster Salem, Prälatur mit Klostergarten. Foto: kulturer.be

Kloster Bebenhausen, Kreuzgarten mit Klosterkirche. Foto: Christoph Herrmann, ssg

Kloster Heiligkreuz, Luftaufahme. Foto: Achim Mende, ssg

Ein Leben für den Glauben
Bernhard von Clairvaux wurde um das Jahr 1090 in der Nähe der französischen Stadt Dijon als dritter Sohn eines Ritters geboren. Er schlug eine Laufbahn als Geistlicher ein. Ausschlaggebend dafür waren die mittelalterliche Tradition und auch die christliche Erziehung durch seine Mutter. Vor Bernhards Geburt soll ihr im Traum ein weißer Hund erschienen sein, der als Symbol für den künftigen „Wachhund des Herrn“ gedeutet wurde. Auch Bernhard selbst ereilten immer wieder fromme Erscheinungen. Nachdem er zahlreiche Verwandte und Freunde davon überzeugte, dem Weltlichen zu entsagen, trat er 1112 mit ihnen gemeinsam in das wenige Jahre zuvor gegründete Kloster Cîteaux – südlich von Dijon – ein. Zwei Jahre später legte Bernhard in dem Mutterkloster der Zisterzienser sein Ordensgelübde ab. Im darauffolgenden Jahr wurde er ausgesandt, um in der westlichen Champagne das Kloster Clairvaux zu gründen. Es entwickelte sich zur einer der bedeutendsten und prägendsten Zisterzienserabteien.

Stätten der Kunst und Kultur
Bernhard und seine Predigten faszinierten und begeisterten die Zeitgenossen, sodass sich der Zisterzienserorden innerhalb weniger Jahrzehnte rasant ausbreitete. Viele ehemalige Benediktiner- oder Prämonstratenserabteien wurden umgewandelt. Allmählich überzog ein Netz von Zisterzienserklöstern Europa. Vor genau 870 Jahren, am 20. August 1153, verstarb Bernhard in Clairvaux. Seine Heiligsprechung erfolgte bald nach seinem Tod, am 17. Januar 1174. Bis heute ist der im Mittelalter gegründete Orden weltweit aktiv und hinterließ auch in Baden-Württemberg zahlreiche Spuren: „Das wertvolle kulturelle Erbe der Zisterziensermönche ist ein besonderer Schatz der Staatlichen Schlösser und Gärten. Die Klöster sind bis heute Stätten der Kunst und Kultur“, erläutert Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Sie verrät: „Die Zisterzienser haben uns nicht nur prachtvolle Klosteranlagen hinterlassen, sondern mit ihren Wegenetzen, Fischteichen und Bewässerungsvorrichtungen auch Landschaften geprägt.“

Ein dichtes Netz an Klöstern
Die Staatlichen Schlösser und Gärten verwalten insgesamt fünf Zisterzienserklöster. Kloster Maulbronn ist das wohl am besten erhaltene Zisterzienserkloster nördlich der Alpen – und eines der bekanntesten in ganz Deutschland. Das UNESCO-Welterbe mit seiner kunstvollen Klosterkirche und seiner mittelalterlichen Atmosphäre zieht Besucherinnen und Besucher von weither in seinen Bann. Kloster Schöntal im Norden Baden-Württembergs ist direkt mit Maulbronn verbunden: Die im malerischen Jagsttal gelegene barocke Anlage ist das Tochterkloster Maulbronns, das von dort aus besiedelt wurde. Fast im Herzen des Landes liegt das Kloster Bebenhausen. Es ruht idyllisch im Tal, nur wenige Kilometer von Tübingen entfernt. Ganz im Süden des Landes befindet sich Kloster Salem – das Monument zählt zu den bedeutendsten und schönsten Kulturdenkmälern am Bodensee. Von hier führt eine Querverbindung in ein besonderes Kleinod: Der Abt von Salem unterwies die frommen Frauen von Kloster Heiligkreuztal in der Ordensdisziplin. Das Kleinod ist ein Geheimtipp, denn es ist das am besten erhaltene Kloster der Zisterzienserinnen in Oberschwaben.

Allgegenwärtig in Salem
Im Kloster Salem erinnert ein eindrucksvolles Standbild im Münster an den Ordensheiligen. Ihm zu Füßen sitzt ein kleiner Putto, der sich an einen Bienenkorb lehnt. Er ist der jüngere „Bruder“ des berühmten Honigschleckers in der Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee, die ursprünglich zum Kloster Salem gehörte. Putto wie Bienen spielen auf die Predigtkunst des heiligen Bernhard an: Ihm sollen die Worte „wie Honig“ aus dem Mund geflossen sein, was sein lateinischer Beiname „doctor mellifluus“, auf Deutsch honigfließender Lehrer, ausdrückt. Der Bernhardusgang im Ostflügel des Salemer Kreuzgangs zeigt einen beeindruckenden Bilderzyklus des Malers Andreas Brugger, der 1765 ausgeführt wurde. Auf insgesamt 13 Ölgemälden sind Szenen aus dem Leben des Heiligen zu sehen. Die Bilder zeigen den jugendlichen Bernhard vor seinem Eintritt ins Kloster, als Abt und Berater von Päpsten und Königen sowie als Prediger, umschwirrt von Bienen. Als Heiliger hält er schützend die Hand über Salem und seinen Abt Anselm II., den Auftraggeber des Bilderzyklus.

Von „Grauen Schwestern“ zu Zisterzienserinnen
Frauenklöster waren im Zisterzienserverband ursprünglich nicht vorgesehen. Eberhard von Rohrdorf, Abt des Klosters Salem, förderte jedoch deren Aufnahme in die Ordensgemeinschaft. So nahm er die Beginen von Altheim – Frauen, die in einer klosterähnlichen Gemeinschaft zusammenlebten, aber kein Gelübde abgelegt hatten – unter seinen Schutz und seine Aufsicht. Aus dieser Gemeinschaft entstand allmählich die spätere Zisterzienserinnenabtei Heiligkreuztal, die sich dann ganz offiziell dem Orden anschloss. In den kommenden Jahrhunderten gedieh das Kloster Heiligkreuztal prächtig, wie die erhaltenen Gebäude des Zisterzienserinnenkonvents bezeugen. Heute gilt die Anlage als das besterhaltene der sechs Zisterzienserinnenklöster Oberschwabens.

Noch heute bewahrt die Klosterkirche einen kostbaren Schatz: Eine innige Darstellung aus Nussbaumholz, die Christus mit seinem Lieblingsjünger Johannes zeigt. Das andächtige Kunstwerk wurde 1320 geschaffen und entstand vermutlich in einer Konstanzer Werkstatt aus dem Umkreis von Meister Heinrich. Die Bemalung der rund ein Meter hohen und 65 Zentimeter breiten Heiligkreuztaler Gruppe ist aus der Barockzeit. Die beiden Figuren sind in farbenfrohe Gewänder mit reich verzierten Goldborten gehüllt. Johannes ruht eng an das Herz seines Meisters geschmiegt. Jesus umschließt ihn sanft. Die sogenannte Johannesminne bezieht sich auf die Schilderung des Abendmahls durch den Evangelisten Johannes im Kapitel 13, Vers 23 bis 25: Johannes legt seinen Kopf auf Jesus‘ Brust und dieser reicht ihm die Hand. Derartige Darstellungen waren vor allem in Frauenklöstern sehr beliebt.

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