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14.4.23

Kloster und Schloss Salem

Vor 250 Jahren: Ein berühmter Architekt besichtigt das Münster

(ssg) Am 14. April 1773 besuchte der französische Architekt Pierre Michel d’Ixnard Kloster Salem. Abt Anselm II. Schwab – beeindruckt vom klassizistischen Stil, den er bei Parisreisen kennenlernte – wollte ihn für die Umgestaltung des mittelalterlichen Münsters gewinnen. Auch wenn der Abt d’Ixnard nicht verpflichten konnte, bestimmen die in Folge seines Besuchs entstandenen Änderungen, bis heute den Eindruck der mächtigen Klosterkirche: Das Innere prägt eine prächtige Alabasterausstattung, die mit der Gotik verschmilzt.

Münsterkirche Salem, Innenraum mit der Alabasterausstattung des späten 18. Jahrhunderts. Foto: kulturer.beMünsterkirche Salem, Innenraum mit der Alabasterausstattung des späten 18. Jahrhunderts. Foto: kulturer.be

Der Wunsch nach Neuem
Genau ein Vierteljahrtausend ist es her, dass ein angesehener französischer Architekt dem bedeutenden Kloster am Bodensee einen Besuch abstattete: Pierre Michel d‘Ixnard besah sich gemeinsam mit Anselm II. Schwab am 14. April 1773 den Innenraum des Münsters. Der Abt hatte auf Reisen nach Paris den damals ganz neuen Klassizismus kennengelernt. Die schlichte Eleganz der künstlerischen Form begeisterte Schwab. Mit Hilfe des Architekten plante der Abt, das Innere des Zisterzienserklosters zu modernisieren. Eine persönliche Zusammenarbeit mit d’Ixnard kam jedoch nicht zustande. Stattdessen verpflichteten die Salemer einen Schüler des Meisters, Johann Joachim Scholl, für die Neugestaltung des gotischen Münsters.

Neuer Stil für das gotische Münster
Vermutlich war es Johann Joachim Scholl, der den Rahmenplan für die Innenräume der gotischen Kirche erstellte und die Durchführung vor Ort leitete. Die beiden namhaften Bildhauer und Stuckateure Johann Georg Dir und Johann Georg Wieland schufen die Alabasterausstattung der Altäre und Skulpturen. Das Ergebnis der künstlerischen Arbeitsteilung beeindruckt seit jeher: Grau-rosaroter Alabaster prägt bis heute den Innenraum. Mit seiner eleganten Gesamterscheinung und dem ungeheuren Reichtum der künstlerischen Details, bringt das Salemer Münster seine Gäste immer wieder zum Staunen.

Meister des frühen Klassizismus
Pierre Michel d'Ixnard zählt zu den Meistern des frühen Klassizismus im süddeutschen Raum. 1763 kam er nach Stuttgart und gewann als begnadeter Zeichner und Kenner des neuen französischen Stils schnell wichtige Bauherren im Dunstkreis des württembergischen Hofes. Seine Planungen für die Stiftskirche St. Blasien, die Stiftsgebäude in Buchau am Federsee und die Stiftskirche St. Jakob in Hechingen sind Meilensteine eines sehr frühen und eigenständigen Klassizismus.

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