1.6.21

Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

Mumifizierte menschliche Māori-Köpfe kehren zurück nach Neuseeland

(rem) Drei mumifizierte menschliche Māori-Köpfe aus den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen kehren zurück nach Neuseeland. Eine Māori-Delegation sowie Vertreter des neuseeländischen Nationalmuseums Te Papa Tongarewa nahmen die Ahnenköpfe heute im Rahmen einer feierlichen Zeremonie entgegen.

Neuseeländische Delegation während der Zeremonie © rem, Foto: Rebecca KindNeuseeländische Delegation während der Zeremonie © rem, Foto: Rebecca Kind

Es handelt sich um drei Köpfe von erwachsenen Männern, die in der Sammlung Weltkulturen der Reiss-Engelhorn-Museen verwahrt wurden. Sie weisen Gesichtstätowierungen auf, wie sie bei den Māori einer langen Tradition entsprechen. Die spiralförmigen Ornamente sowie strahlen- und schlangenförmigen Linien geben Auskunft über die Herkunft und Stellung der Verstorbenen. In der indigenen Sprache der Māori werden solche Köpfe als toi moko bezeichnet. Sie wurden durch aufwendige Räucherungsprozesse mumifiziert und dienten der Ahnenverehrung geschätzter Familienangehöriger und Stammesführer. Die Köpfe konnten aber auch Trophäen getöteter Feinde sein. In jedem Fall spielten sie eine wichtige Rolle in der spirituellen Welt der Māori. 

Mit dem zunehmenden Kontakt europäischer Seeleute, Händler und Reisender mit der indigenen Bevölkerung im späten 18. und 19. Jahrhunderts stieg in Europa das Interesse an den toi moko. Zwischen 1769 und den 1830er Jahren wurden die Köpfe zur begehrten Handelsware. Sie wurden teilweise gestohlen oder bei gewalttätigen Auseinandersetzungen geraubt. Zwei der in den Reiss-Engelhorn-Museen verwahrten Köpfe gelangten wahrscheinlich auf diesem Wege und über verschiedene Stationen nach Mannheim. Bei dem dritten Kopf legen Recherchen nahe, dass es sich um die Überreste eines Stammesführers handelt, der als Reisender nach Europa kam und hier starb. Sein Kopf wurde deswegen auch nicht auf die traditionelle Weise, sondern wohl von einem Tierpräparator in Europa mumifiziert.

Den Antrag auf Repatriierung der drei toi moko hat das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa in Wellington an die Stadt Mannheim als Träger der Reiss-Engelhorn-Museen gestellt. Der Gemeinderat der Stadt Mannheim hat der Rückgabe Ende April zugestimmt. Die Bemühungen Neuseelands um Rückführung menschlicher Überreste reichen bis in die 1980er Jahre zurück. Seit 2003 ist am neuseeländischen Nationalmuseum das Karanga Aotearoa Repatriation Programm (KARP) beheimatet. Dieses ist von der neuseeländischen Regierung sowie den Māori- und Moriori-Gemeinschaften beauftragt, Kontakt mit Museen und Sammlungen in Europa aufzunehmen, um die sterblichen Überreste der Vorfahren zurück in ihre Heimat zu holen. Nach den Glaubensvorstellungen ist mit ihrer Rückkehr der Gedanke verbunden, dass die Verstorbenen und ihre Nachfahren ihre Würde zurückerhalten. Die übereigneten Überreste gehen juristisch nicht in das Eigentum von Te Papa Tongarewa über. Sie befinden sich lediglich in dessen Obhut, bis eine endgültige Lösung gefunden ist. Ziel ist die Rückführung an ihren Herkunftsort.

Es haben bereits zahlreiche Rückführungen aus europäischen Museen stattgefunden. Für 2023 sind Rückgaben mit sieben deutschen Museen und Sammlungen vereinbart.

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