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13.10.23

Schloss Mannheim

Innovatives Mannheim: Akademie der Wissenschaften vor 260 Jahren gegründet

(ssg) Das Barockschloss Mannheim diente den Pfälzer Kurfürsten nicht nur als Residenz und Zentrum ihrer Macht – es war auch Mittelpunkt der Wissenschaft. Kurfürst Carl Theodor war Innovationsgeist und großer Befürworter der Wissenschaften. Er förderte diese intensiv und gründete – vor 260 Jahren, am 15. Oktober 1763 – die „Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften“.

Schlosshof Mannheim, Blick aus den Arkaden zum Corps de Logis. Foto: kulturer.beHistoria et Commentationes, die Publikation udn Dokumentation der Arbeit in der Akademie. BSB München.Schlosshof Mannheim, Blick aus den Arkaden zum Corps de Logis. Foto: kulturer.be

Historia et Commentationes, die Publikation udn Dokumentation der Arbeit in der Akademie. BSB München.

Wissenschaften vereint
Unter Kurfürst Carl Theodor erlebte die Kurpfalz eine Blütezeit. Seine aufgeklärte Einstellung gegenüber Kunst und Wissenschaft machte Mannheim zu einem kulturellen Zentrum europäischen Ranges. Vor 260 Jahren, am 15. Oktober 1763, unterzeichnete Carl Theodor die Stiftungsurkunde über die Gründung einer Akademie der Wissenschaften mit Sitz in der Residenzstadt. Die Akademie brachte bedeutende naturwissenschaftliche Erkenntnisse hervor, wie die Entdeckung neuer Sterne oder die Einführung von Wetterprognosen und entwickelte sich zur Plattform für intellektuelle Forschung und wissenschaftlichen Fortschritt. Sie brachte Wissenschaftler, Gelehrte und Forscher aus verschiedenen Disziplinen zusammen und gliederte sich zunächst in eine naturwissenschaftliche und eine historische Klasse.

Exklusiver Kreis
Direktor der Akademie war Johann Georg Freiherr von Stengel, der als Kabinettssekretär Carl Theodors die Interessen der Akademie beim Kurfürsten vertrat und förderte. Voltaires Sekretär, Cosimo Collini, zählte ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern – ihn machte Carl Theodor schließlich zum Leiter der naturwissenschaftlichen Klasse. Als 1780 die „Kurpfälzische Meteorologische Gesellschaft“ als dritte Klasse folgte, übernahm der Universalgelehrte Johann Jakob Hemmer deren Leitung. Die Unterrichtssprache in allen drei Klassen war zunächst Latein, bis es von Französisch und Deutsch abgelöst wurde. Die Akademie bestand aus 10 Mitgliedern am Ort der Akademie selbst und aus weiteren rund 70 korrespondierenden Mitgliedern: Zu ihnen zählten unter anderem auch Gotthold Ephraim Lessing und der britische Physiker Sir Benjamin Thomson, der spätere Reichsgraf von Rumford. Nach etwa 40 Jahren löste sich die Akademie jedoch wieder auf. Ausschlaggebend hierfür waren unter anderem die Verlegung der kurfürstlichen Residenz nach München sowie die Revolutionskriege und die Neuordnung durch Napoleon.

Schützender Geistesblitz
Seit 1760 beschäftigte Carl Theodor den Physiker, Meteorologen und Jesuitenpater Johann Jakob Hemmer in Mannheim. In seiner Rolle als Direktor des Physikalischen Kabinetts führte er Experimente mit elektrischer Ladung und Entladung durch – ganz nach seinem US-amerikanischen Vorbild Benjamin Franklin. Nachdem im Jahr 1764, unweit von Mannheim, das Heidelberger Schloss durch einen Blitzschlag zerstört wurde, empfahl Johann Jakob Hemmer dem Kurfürsten, seine Gebäude und Schlösser mit Blitzableitern – sogenannten „Hemmer'schen Fünfsternen“ – auszustatten. Der Kurfürst verfügte, dass alle Schlösser und Pulvertürme seiner Länder mit den Fünfsternen ausgestattet werden sollten. In der Residenzstadt Mannheim wurden zudem die Häuser des Akademiepräsidenten und des sächsischen Gesandten Graf von Riaucour mit Blitzableitern versehen. 1783 folgte auch das Barockschloss. Bis heute kann man diese Blitzableiter noch auf dem Dach der einstigen Sommerresidenz Schloss Schwetzingen bestaunen.

Publikation der Ergebnisse
Die Vorträge und Abhandlungen der Akademie wurden in einer eigenen Schriftenreihe publiziert und sind im naturwissenschaftlichen Bereich unter andrem gekennzeichnet von einer ausgeprägten wissenschaftlichen Neugier und Beobachtungsgabe, im historischen Bereich sind die Ergebnisse teilweise bis heute maßgeblich. Nach einigen Jahren kaufte die Akademie den Verlag, in dem die Schriften erschienen, selbst auf, um unabhängig zu sein. Johann Jakob Hemmers Datensätze aus den europaweiten Wetterbeobachtungen wurden in den "Ephemerides" ebenfalls publiziert und konnten so im 19. Jahrhundert als Basis für weitere meteorologische Forschungen dienen.

Barockschloss Mannheim
ganzjährig Di–So 10.00–17.00 Uhr

Öffentliche Führungen zum Thema "Wissenchaft am Mannheimer Hof" werden auch 2024 angeboten und sind unter www.schloss-mannheim.de verzeichnet.

App „Monument BW“
mit Erlebnistour für Schloss Mannheim
Als Download in den bekannten App-Stores verfügbar.

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