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29.11.23

Fünf Jahre Erinnerungsort Hotel Silber

Eine Ausstellung zu Polizei, Gestapo und Verfolgung

(hdgbw) Der Weg der Polizei von der Demokratie in die Diktatur und zurück: Seit fünf Jahren ist das „Hotel Silber“ – die ehemalige Zentrale der Geheimen Staatspolizei in Württemberg – ein Erinnerungsort. Eine neue Ausstellung und Jubiläumstage mit Veranstaltungen und Führungen beginnen nächste Woche. In einem deutschlandweit beachteten Bürgerbeteiligungsprozess war aus dem einstigen Ort des NS-Terrors ein Ort des historisch-politischen Lernens und der Begegnung geworden. Die Ausstellungen und Veranstaltungen beschäftigen sich seither mit Täter*innen und ihren Opfern, mit der Polizei und ihrer Rolle in mehreren politischen Systemen. Diese Arbeit steht vor immer neuen Herausforderungen.

Hotel Silber. Blick in die Ausstellung. Foto: Haus der Geschichte Baden-Württemberg / Rose HajduHotel Silber. Blick in die Ausstellung. Foto: Haus der Geschichte Baden-Württemberg / Rose Hajdu

„Der Erinnerungsort Hotel Silber ist ein Erfolgsmodell. Nach fünf Jahren haben wir viel erreicht. Mit einem beachtlichen Angebot trägt die Einrichtung dazu bei, dass sich die Menschen sachlich und differenziert mit Geschichte und auf dieser Grundlage mit dem Jetzt und Heute auseinandersetzen können“, würdigt Kunststaatssekretär Arne Braun anlässlich des fünfjährigen Bestehens am 28. November 2023 im „Hotel Silber“ die Arbeit am Erinnerungsort. „Durch die institutionalisierte Bürgerbeteiligung ist hier ein einzigartiges Projekt entstanden. Besonders wichtig ist uns dabei auch die Kooperation mit der Polizei, die wir über die Jahre hinweg ausgebaut und intensiviert haben.“

Der Stuttgarter Kulturamtsdirektor Marc Gegenfurtner sagte: „Der einstige Ort der Täter ist jetzt ein lebendiger Ort politischer Bildung und ein Vorzeigeprojekt demokratischer Kultur. Wir sehen hier, dass das Engagement der Zivilgesellschaft Orte schützen und Stadtgebiete entwickeln kann. Darüber hinaus zeigen sich hier die nachhaltigen Möglichkeiten des erinnerungskulturellen Dialogs zwischen ehrenamtlichen Initiativen und Institutionen. Die vergangenen Jahre haben den Austausch verstetigt und bilden ein tragfähiges Fundament für viele weitere Impulse von diesem Ort für die Stadtgesellschaft.“

Die Vorsitzende der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber, Brigitte Lösch, betonte, dass die Arbeit im „Hotel Silber“ für die demokratische Gesellschaft immer wichtiger werde: „Wir wollen gesellschaftliche Entwicklungen mit Wissen um Geschichte diskutieren. Das ist gerade jetzt – in einer Zeit, in der Antisemitismus, Rassismus und rechtsextremes Gedankengut zunehmen – nötiger denn je.“

Auf die kommenden Vorhaben blickt die Direktorin des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger: „Das Lernen aus der Vergangenheit zeigt uns Handlungsperspektiven für die Gegenwart auf. Mit diesem Auftrag für die Erinnerungsarbeit werden wir unsere Aktivitäten sowohl in den Ausstellungsräumen als auch im digitalen Raum weiter verstärken. In der nächsten Woche wird mit ,Gestapo vor Gericht‘ die erste Sonderausstellung im Erinnerungsort eröffnet. Und den Virtuellen Geschichtsort Hotel Silber neu einzurichten, ist eine ebenso spannende Aufgabe.“

Seit der Eröffnung als Erinnerungsort am 4. Dezember 2018 ist das „Hotel Silber“ eine Außenstelle des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg. Ein Team der Institution erarbeitet die Ausstellungen und Medien des Hauses und vermittelt die Themen. Dabei unterstützt und berät die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber. Sie hatte den Erhalt des Gebäudes als Erinnerungsort erkämpft, den Bürgerbeteiligungsprozess ins Rollen gebracht und geprägt. Zusammen mit weiteren Partner*innen bieten die Initiative und das Haus der Geschichte ein vielfältiges Programm an. Zu mehr als 130 Veranstaltungen kamen bisher fast 5.000 Gäste.

Insgesamt besuchten in den ersten fünf Jahren rund 84.000 Menschen den Erinnerungsort Hotel Silber. Die Corona-Zeit, die schon 15 Monate nach Eröffnung begann, hat nicht nur diese Zahl stark beeinflusst, sondern auch das Angebot. Die erste Sonderausstellung „15:14 – 15 ehemalige Verfolgte und 14 ehemalige Verfolger bei der Stuttgarter Kripo nach 1945“ war und ist digital. Auch der Web-Audioguide, digitale Führungen, Vorträge und Diskussionen sind zum Teil während der Pandemie entstanden und dauerhaft online abrufbar.

Das Vermittlungsangebot im Erinnerungsort wird stetig aktualisiert und ausgebaut. Neben zahlreichen Schulklassen sind regelmäßig Polizeigruppen im „Hotel Silber“ zu Gast. Die Bildungskooperation mit der Polizei ist an einem historischen Ort, der sich kritisch mit der Geschichte der Polizei auseinandersetzt, gleichermaßen ungewöhnlich wie für das demokratische Bewusstsein wichtig.

Die Vielfalt der Aktivitäten im „Hotel Silber“ spiegeln auch die Jubiläumstage wider: Von musikalischen Mittagspausen (7. und 14.12., jeweils 12.30 Uhr) und dem Swingfest (9.12., 19 Uhr) über mehrere Kurzführungen am Mittag (12.30 Uhr) durch die neue Sonderausstellung und einen Blick hinter die Kulissen (10.12., 16 Uhr) bis zum Speakers‘ Corner (11. und 13.12., jeweils 17 Uhr) und einem Podiumsgespräch mit Rück- und Ausblick zum Erinnerungsort bieten das Haus der Geschichte und die Initiative ein Dutzend Programmpunkte.

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