22.5.23

Frankenthal

Stadtarchiv und Erkenbert-Museum feiern 175-jährigen Jahrestag der Revolution von 1848

Veranstaltungsreihe startet am 19. Juli mit Anbringung der Plakette Frankenthal als Ort der Demokratiegeschichte am Frankenthaler Rathaus | Vortrag von Prof. Dr. Wilhelm Kreutz |
Revoluzzer-Stadtführung am 21. Juli

(stft) 2023 jährt sich der Beginn der Revolution von 1848/49 zum 175. Mal. Grund genug für das Frankenthaler Stadtarchiv und das Erkenbert-Museum, in einer eigenen kleinen Veranstaltungsreihe zwischen Juli und November 2023 an die Wurzeln unserer heutigen Demokratie zu erinnern.

Medaille zur Erinnerung an das erste deutsche Parlament. Erkenbert-Museum Frankenthal.Schützenscheibe zur Erinnerung an die Hambacher Bewegung, 1860. Erkenbert-Museum FrankenthalDr. Dörte Kaufmann, Leiterin des Stadtarchivs, Oberbürgermeister Martin Hebich mit der Plakette „Ort der Demokratiegeschichte“ und Dr. Maria Lucia Weigel, Leiterin des Erkenbert-MuseumsOben: Medaille zur Erinnerung an das erste deutsche Parlament. Erkenbert-Museum Frankenthal.

Mitte: Schützenscheibe zur Erinnerung an die Hambacher Bewegung, 1860. Erkenbert-Museum Frankenthal

Unten, von links nach rechts: Dr. Dörte Kaufmann, Leiterin des Stadtarchivs, Oberbürgermeister Martin Hebich mit der Plakette „Ort der Demokratiegeschichte“ und Dr. Maria Lucia Weigel, Leiterin des Erkenbert-Museums

Den Startschuss für die Reihe bildet am 19. Juli 2023 um 15:30 Uhr die Anbringung der Plakette Ort der Demokratiegeschichte am Frankenthaler Rathaus durch Oberbürgermeister Martin Hebich, die von einer kurzen Ansprache begleitet wird. Im Anschluss an die Anbringung der Plakette findet um 16 Uhr im Rathaus ein Vortrag von Prof. Dr. Wilhelm Kreutz (Mannheim) statt, der die europäischen Revolutionen von 1848/49 in den Blick nimmt.

Die erste von vier Stadtführungen findet am 21. Juli zum Thema „Revoluzzer“ statt, die Werner Schäfer Frankenthaler Altertumsverein e.V. durchführt. Mehr dazu unter: www.frankenthal.de/stadtführungen 

Die nächsten Vorträge finden im September und November statt und sind im Veranstaltungskalender auf www.frankenthal.de/dasgehtinft zu finden.

Die Plakette Ort der Demokratiegeschichte

Die kleine, auf den ersten Blick eher unscheinbare Plakette, die künftig das Rathaus zieren wird, hat es in sich, schließlich verbindet sie Frankenthal von jetzt an mit so illustren Orten wie dem Bundestag oder der Frankfurter Paulskirche. Aber auch mit über 150 weiteren bekannten oder weniger bekannten Denkmälern bundesweit, die eines gemeinsam haben: Sie stehen für den Einsatz von Menschen für Werte wie Rechtsstaatlichkeit, politische Teilhabe und Menschenwürde.

Über einen QR-Code auf der Plakette gelangt man zu einer virtuellen Karte auf www.demokratie-geschichte.de , die alle diese Orte miteinander vernetzt und Hintergrundinformationen zu den einzelnen Denkmälern bietet. Ziel der Arbeitsgemeinschaft Orte der Demokratiegeschichte, die die Plakette in Kooperation mit der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratiegeschichte seit 2020 verleiht, ist es dabei, Demokratiegeschichte in die Regionen zu bringen, sie lokal fassbar und begreifbar zu machen und durch eine lebendige Erinnerungskultur aktives demokratisches Engagement in der Gegenwart zu fördern.

In Frankenthal erinnert die Anbringung der Plakette am Rathaus, die bewusst ins Jubiläumsjahr der 1848er-Revolution gelegt wurde, an einen bisher eher vernachlässigten Aspekt der Stadtgeschichte. Der Ort der Anbringung wurde gezielt ausgewählt: Gegenüber dem heutigen Rathaus stand noch bis 1929 ein sogenannter Freiheitsbaum. Gepflanzt wurde der Baum, der für die Prinzipien der Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit stand, im Jahr 1798. Das Ereignis wurde von vielen Frankenthalern als symbolischer Auftakt einer „neuen Zeit“ gefeiert. Für die jüdische Gemeinde pries Herz Goldschmitt damals die nunmehr erreichte bürgerliche Gleichberechtigung der Juden.

Vortrag Die europäischen Revolutionen von Prof. Dr. Wilhelm Kreutz

Im Anschluss an die Anbringung der Plakette findet um 16 Uhr im Rathaus ein Vortrag von Prof. Dr. Wilhelm Kreutz (Mannheim) statt, der die europäischen Revolutionen von 1848/49 in den Blick nimmt:

Keine andere Revolution – weder die Große Französische von 1789 noch die Russische von 1917 – hat in so kurzer Zeit so große Teile des europäischen Kontinents in seinen politischen Grundfesten erschüttert wie jene der ausgehenden 1840er Jahre. Ihren Auftakt markierten der polnische Aufstand von 1846 und der Schweizer Sonderbundskrieg von 1847. Aber erst der Pariser Aufstand vom 23. Februar 1848 entzündete die Fackel der Revolution. Binnen weniger Tage erfasste der rasch um sich greifende Flächenbrand ganz Frankreich, alle Staaten des Deutschen Bunds, die gesamte Habsburgische Monarchie und die italienische Halbinsel sowie die Fürstentümer Moldau und Walachei.

Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch auch die Aussage, dass keine vergleichbare Bewegung ihren Zenit so schnell überschritten habe und „gescheitert“ sei. Binnen Jahresfrist stiegen die alten Herrschaftsträger wie Phönix aus der Asche empor und stellten den politischen Status quo ante wieder her. Die Niederlagen der „Reichsverfassungskampagne“, der „Venezianischen“ und der „Ungarischen Republik“ markierten im Sommer 1849 das blutige Ende des europäischen „Völkerfrühlings“.

Prof. Dr. Wilhelm Kreutz, geb. am 11. Mai 1950 in Beindersheim, studierte Geschichte, Germanistik und Politischen Wissenschaften an der Universität Mannheim. 1982 wurde er mit einer Arbeit über die Deutschen und Ulrich von Hutten promoviert, 1992 folgte die Habilitation am Historischen Institut der Universität Mannheim. Von 1979 bis 2000 war er im Hochschuldienst (1993-1995: Vertretungsprofessur für Neueste Geschichte an der Universität Rostock) und ist seit 2014 außerplanmäßiger Professor für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Mannheim. Von 2002-2014 wirkte er im Schuldienst des Landes Baden-Württemberg und war von 2008 bis 2014 zudem Fachberater für Geschichte und Landesgeschichtsbeauftragter. Kreutz ist Autor von weit über 100 Publikationen vor allem zur Geschichte der Aufklärung, der demokratischen Bewegungen im deutschen Südwesten, zur deutsch-jüdischen Geschichte und zur Rezeption von Humanismus und Reformation im 19. und 20. Jahrhundert.

im Detail:  
siehe auch:  

Startseite | Service | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2023
© Texte der Veranstalter, ohne Gewähr