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5.9.23

Bayerisch-Tschechische Landesausstellung 2023/2024

„Barock! Bayern und Böhmen“

(hdbg) Es ist eine Geschichte von Krise und Wiederaufbau: Am Anfang steht die Tragödie des 30jährigen Krieges. Bayern ist einer der großen Spieler, erkämpft für den Habsburger Kaiser Böhmen und gewinnt die Kurfürstenwürde. Am Altstädter Ring in Prag wütet das kaiserliche Strafgericht. Böhmen muss wieder katholisch werden. Bayern ist über Jahrzehnte Kriegsgebiet und zählt am Ende zu den Verlierern. Nach der Katastrophe geht es um den Wiederaufbau. Seine Form findet er im Barock – in Böhmen wie in Bayern.

Das Schiff der Kirche. Jacob Gerritsz Loef (zugeschrieben), 1640–1649, Öl auf Leinwand. © Museum Catharijneconvent, UtrechtErhebung Maximilian I. zum Kurfürsten. Lithographie von C. Waagen nach A. Eberle bei Dresely, um 1829. © Sammlung Jean Louis, MünchenKopf der Marienstatue von der zerstörten Mariensäule auf dem Altstädter Ring in Prag. Sandsteinskulptur, Jan Jiří Bendl, Prag, 1650. © Praha, Národní muzeum | Foto: Národní muzeumDas Schiff der Kirche. Jacob Gerritsz Loef (zugeschrieben), 1640–1649, Öl auf Leinwand. © Museum Catharijneconvent, Utrecht

Erhebung Maximilian I. zum Kurfürsten. Lithographie von C. Waagen nach A. Eberle bei Dresely, um 1829. © Sammlung Jean Louis, München

Kopf der Marienstatue von der zerstörten Mariensäule auf dem Altstädter Ring in Prag. Sandsteinskulptur, Jan Jiří Bendl, Prag, 1650. © Praha, Národní muzeum | Foto: Národní muzeum

Aus den Verwüstungen entsteht ein gemeinsamer Kulturraum: Bauboom herrscht in beiden Ländern. Der Barock wird zelebriert. Die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung in Regensburg und Prag vermittelt mit über 150 hochrangigen Originalen vorwiegend aus beiden Ländern die Vielfalt und den Reichtum einer Epoche großer Leidenschaften, von Abgründen und Illusionen, Himmel und Hölle.

Während die bayerische Seite das Jubiläum des Regensburger Fürstentags im Januar 1623 feiert, auf dem der Bayernherzog Maximilian für die Treue zur katholischen Partei mit der pfälzischen Kurwürde und der Oberpfalz belohnt wird, wird in Prag an die Krönung des habsburgischen Kaisers Karl VI. und seiner Gemahlin Elisabeth Christine als böhmisches Königspaar 1723 erinnert.

Krise und Neubeginn

Krise und Neubeginn – das ist der zugleich düstere und ermutigende Hintergrund dieser Zeit. Schon inmitten des 30jährigen Krieges mit seinen Verheerungen bisher unbekannten Ausmaßes, inmitten von Hunger und Seuchen, begannen weltliche und geistliche Bauherren mit großen Bau- und Dekorationsunternehmungen im barocken Stil. Vor allem nach dem Friedensschluss wurden Klöster und Adelsresidenzen, Pfarrkirchen und bald auch Profangebäude in Städten und Dörfern neu errichtet oder zumindest erneuert. Ein noch nicht dagewesener Bauboom erfasste beide Länder, ein europaweit einzigartiger gemeinsamer Kulturraum entstand.

Alles Barock!

Für die gemeinsame Bayerisch-Tschechische Landesausstellung 2023/24 zeichnen das Haus der Bayerischen Geschichte und das Nationalmuseum Prag ein opulentes Bild jener Epoche. Die Ausstellung wird von 10. Mai bis 3. Oktober 2023 im Donausaal des Hauses der Bayerischen Geschichte in Regensburg und ab 8. Dezember 2023 bis 8. Mai 2024 im Nationalmuseum im Herzen Prags präsentiert. Kostbare Originalexponate aus Tschechien, Deutschland und dem übrigen Europa machen die Vielfalt und den Reichtum einer Zeit großer Leidenschaften sichtbar. Sie zeigen den Glanz ebenso wie die Abgründe, den schönen Schein der Illusion ebenso wie die Bühnenmaschinerie, die alles am Laufen hält. Das barocke Spektakel umfasst schließlich alle Lebensbereiche, bezieht alle Stände mit ein und überwindet nicht nur Landes-, sondern auch die Konfessionsgrenzen: alles Barock!

Zu den Bildern auf dieser Seite:

Kopf der Marienstatue von der zerstörten Mariensäule auf dem Altstädter Ring in Prag
Nach Münchner Vorbild wurde 1650 auch in Prag eine Marienstatue errichtet. Sie ist ein Denkmal des Katholizismus, der Gegenreformation und der habsburgischen Herrschaft mitten in der Stadt und wurde auf Anweisung Kaiser Ferdinands III. zwischen 1650 und 1652 auf dem Altstädter Ring erbaut - zu Ehren der Maria Immaculata und zur Erinnerung an den Sieg über das schwedische Heer in den Kämpfen um die Prager Alt- und Neustadt im Herbst 1648. Bei ihrem gewaltsamen Sturz 1918 im Umfeld der Feiern zur tschechoslowakischen Unabhängigkeit wurde der Kopf vom Körper abgetrennt.

Erhebung Maximilian I. zum Kurfürsten
"Maximilian I. Herzogs von Bayern Erhebung zum Chur-Fürsten 1623“
Der unter einem Baldachin sitzende Kaiser Ferdinand II. überträgt auf dem Reichstag zu Regensburg am 6.3.1623 dem vor ihm knienden Herzog die Kurwürde, dazu Kurfürsten, Bischöfe und andere Große des Reiches. Nach dem Freskogemälde in den Arkaden des Hofgartens zu München.

Das Schiff der Kirche
Allegorisches Gemälde zum Kampf der Konfessionen im Barock: Die als mächtiges Seeschiff dargestellte katholische Kirche mit dem gekreuzigten Christus am Mast und mit einer „rechtgläubigen“ Besatzung samt Ordensvertretern und Papst triumphiert über die im Wasser treibenden „Ketzer“, darunter die Reformatoren Jan Hus, Martin Luther und Johannes Calvin.

Bayerisch-Tschechische Landesausstellung 2023/2024
„Barock! Bayern und Böhmen“

Haus der Bayerischen Geschichte Regensburg | Donausaal
Laufzeit: 10. Mai bis 3. Oktober 2023
Dienstag bis Sonntag von 9.00 bis 18.00 Uhr

Nationalmuseum Hauptgebäude Prag | Sonderausstellungsräume
Laufzeit: 8. Dezember 2023 bis 8. Mai 2024

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