18.5.11
Aufruf zur Beteiligung bei der Erhaltung und
Nutzung von
Kirchen im ländlichen Raum
(gdke_rp) Kirchen im ländlichen Raum gehören zum unverwechselbaren
Erscheinungsbild der Dörfer und Kleinstädte. Als von
weither sichtbare Orientierungspunkte prägen sie die Landschaft
und bezeugen öffentlich die historische Bedeutung des Christentums
in unserer Gesellschaft.
Kirchen sind in unseren Dörfern und Kleinstädten auch
heute religiöse, kulturelle und architektonische Mittelpunkte.
Sie sind fester Bestandteil des kulturellen Lebens, des Brauchtums
und der Identität eines Ortes und einer Region. Besondere
Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Ausstattung und den
liturgischen Traditionen zu.
Angesichts schwindender finanzieller Ressourcen für ihre
Bauunterhaltung und der Schrumpfung der Bevölkerung im Zuge
des demografischen Wandels wird die Zukunft von ländlichen
Kirchen jedoch immer unsicherer. Inzwischen sind es neben den
Kirchengemeinden verstärkt Fördervereine und Initiativen,
die sich engagieren. Innerhalb des Ortes und in den Regionen
sind sie vielfach gut vernetzt.
Eine sinnvolle Nutzung von Kirchengebäuden über ihre
gottesdienstliche Funktion hinaus kann die beste Vorsorge für
ihren dauerhaften Erhalt sein. In Ergänzung der denkmalpflegerischen
Erfassung und Bewertung findet in einigen Bundesländern
derzeit eine Bewertung des Nutzungspotentials von kirchlicher
Seite statt. Hier ist eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen
den Kirchen, den weltlichen Gemeinden und der Denkmalpflege sinnvoll.
Es gibt bereits viele Beispiele von hervorragend sanierten Dorf-
und Kleinstadtkirchen, die mit einem Minimum an baulichen Eingriffen
den Anforderungen erweiterter und neuer Nutzungen gerecht werden.
Es gilt, diesen Lösungen den ihnen angemessenen Widerhall
in der überregionalen Be-richterstattung, in Fachzeitschriften
und der öffentlichen Diskussion zu geben. Wie etwa in Großbritannien
müssen neue Netzwerke eingesetzt werden, alle am Geschehen
Beteiligten schnell und effizient miteinander ins Gespräch
zu bringen.
Die lebhaften Diskussionen in den Workshops und im Plenum der
Tagung „Kirchen im Dorf lassen – Erhaltung und
Nutzung im ländlichen Raum“ haben gezeigt, dass
sinnvolle Gesprächsansätze und nachhaltige Lösungen
möglich sind. Es gilt, diese gut zu kommunizieren und
voneinander zu lernen. Die Teilnehmer und die Organisatoren
der Tagung in Marburg sowie der Vorgängertagung 2009 in
Mühlhausen/Thür. rufen daher zu einer Verbesserung
und Verstetigung des Dialogs auf. Sie appellieren an alle zuständigen
Fachleute in den Denkmalämtern, den Bistümern und
den Landeskirchen, sich an einem solchen Netzwerk zu beteiligen
und die überregionale Diskussion mit allen Interessierten
und Engagierten verstärkt zu suchen. Kirchen bergen große
Chancen und Potentiale für ein breites Spektrum an neuen
Nutzungen. Behutsame Nutzungserweiterungen können Umnutzungen
vermeiden und bieten einem wachsenden Kreis von Engagierten
Raum für neue Ideen.
Dieser Aufruf wurde am 8. April 2011 von den Organisatoren
und den Teilnehmern der Tagung „Kirchen im Dorf lassen – Erhaltung
und Nutzung von Kirchen im ländlichen Raum“ verabschiedet. |