Die
württembergischen Könige und ihre Zeit
König
Wilhelm I. von Württemberg (1816-1864)
Friedrich
Wilhelm Karl - so seine Taufnamen - wurde am 27. September
1781 in Lüben in Schlesien als Sohn des damaligen preußischen
Generalmajors Prinz Friedrich von Württemberg und dessen
Frau Auguste Karoline Friederike Luise geboren. Ende Oktober
1816 folgte Friedrich Wilhelm Karl seinem Vater auf den
Königsthron. Mit dem Regentennamen Wilhelm, den er wählte,
wollte er unmissverständlich kundtun, dass sein Regierungsantritt
den Beginn einer neuen Ära bedeutete. Württemberg befand
sich zu diesem Zeitpunkt in einem desolaten Zustand. Ein
Großteil der Bevölkerung lebte unterhalb des Existenzminimums.
Wilhelm I. und seine Gattin Katharina sahen es als ihre
vornehmste Verpflichtung an, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.
Sie schufen Einrichtungen, die - wie die Württembergische
Landessparkasse oder die Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins
- die sozialen Missstände milderten und mittelfristig das
Land wirtschaftlich voranbrachten. Der Monarch unternahm,
unterstützt von sachkundigen Beratern, große Anstrengungen,
die wirtschaftliche Situation seines Landes zu verbessern:
So rief er 1818 als landwirtschaftliche Leistungsschau das
Cannstatter Volksfest ins Leben. Im gleichen Jahr gründete
er das Landwirtschaftliche Institut Hohenheim, die heutige
Universität Stuttgart-Hohenheim. Auch bei der Entwicklung
der Industrie, die in den 1830er Jahren in Württemberg noch
in den Kinderschuhen steckte, gingen von ihm wichtige Impulse
aus.
Wilhelm
gelang es auch, die Verfassungskämpfe zu beenden und sich
im September 1819 mit den Landständen auf einen Verfassungsvertrag
zu einigen. Württemberg war nunmehr eine konstitutionelle
Monarchie. Wilhelm I. nutzte virtuos das Instrumentarium
der Verfassung, um selbst bei wechselnden politischen Konstellationen
seinem Herrscherwillen Geltung zu verschaffen. Er konnte
auch verhindern, dass Württemberg in den Strudel des gewaltsamen
republikanischen Umsturzes 1848/49 hineingezogen wurde.
Außenpolitisch
erreichte das Ansehen des greisen Monarchen in den 1850er
Jahren seinen Höhepunkt. Das Wort Wilhelms I. hatte weit
über den Deutschen Bund hinaus Gewicht.
Am 25.
Juni 1864 starb Wilhelm I. Ein halbes Jahr vor seinem Tod
hatte er seinem 16-jährigen Enkel, dem späteren König Wilhelm
II., in einer Art politischem Vermächtnis seine Lebens-
und Regierungsgrundsätze anvertraut. Hierin hatte er nachdrücklich
betont, der Fürst sei um des Volkes willen da, nicht aber
das Volk um des Fürsten willen.
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