Man nannte ihn den »Napoleon des deutschen Buchhandels«:
Johann Friedrich Cotta, ein Jurist mit mathematisch-naturwissenschaftlichem
Interesse, geboren am 27. April 1764, war ein Quereinsteiger.
Im Alter von 23 Jahren kaufte er die Tübinger J. G. Cotta’sche
Buchhandlung von seinem Vater und machte in wenigen Jahren mit
Genie und Tatkraft aus einem provinziellen Universitätsverlag
den bedeutendsten Universitätsverlag seiner Zeit. Johann
Friedrich Cotta gewann eine einzigartige Reihe von damals zeitgenössischen
Autoren für seinen Verlag, zu denen neben den genannten
Goethe und Schiller auch Schelling, Kleist, Schwab, Fichte, Uhland,
Hebel, Hölderlin, Pestalozzi, Alexander von Humboldt, Jean
Paul und Hegel gehörten. Schon die Bandbreite der genannten
Autoren weist weit über die Klassik hinaus. Cotta schuf
einen Universalverlag, der außer Literatur auch wissenschaftliche
Bücher herausgab, ferner Druckerzeugnisse für den Hausgebrauch
wie Almanache und Kalender sowie über 60 Zeitungen und Zeitschriften.
Schöne Literatur war bisher kein Cotta’scher Verlagsartikel.
Er aber zeigte sich mit Honoraren und Vorschüssen so großzügig,
dass er Schiller, nach einigem Werben auch Goethe gewann. Schöne
Buchausgaben dokumentieren diese »klassische« Epoche.
Als Verleger von Dichtung ist Cotta ausgesprochen konservativ.
Zum Verlagsprogramm gehörten auch die Werke »Das
Schatzkästlein« und »Die Biblischen Geschichten«,
des am 10. Mai 1760 in Basel geborenen Johann Peter Hebel. Seit
1810 stand Hebel in Verhandlung mit Cotta wegen einer Sammlung
der wertvollsten Kalenderbeiträge aus den Jahrgängen
des Schatzkästleins, die er bisher redigiert hatte. Das
Büchlein erschien ein Jahr später unter dem Titel »Schatzkästlein
des Rheinischen Hausfreunds«; es enthielt mit 128 Stücken
den größten Teil von Hebels Geschichten aus den Jahren
1803 bis 1811. Wie sehr nach den Alemannischen Gedichten, 1803
bei Macklot in Karlsruhe erschienen, auch Hebels zweites Werk
die verdiente Anerkennung fand, beweist, dass bereits im Jahr
1816 eine zweite Auflage erschien. Cotta beabsichtigte auch,
dem »Schatzkästlein« einen zweiten Teil folgen
zu lassen, doch der Dichter und Theologe vertröstete ihn
von Jahr zu Jahr, und die Ausgabe kam nie zustande.
Bernhard Fischer war von 1992-2007 Leiter des Cotta-Archivs
im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Seit 2007 ist er Direktor
des Goethe- und Schiller-Archivs in der Klassik Stiftung Weimar. »Mehr
als Gold hat das Blei in der Welt verändert. Und mehr als
das Blei in der Flinte das im Setzkasten«, dies war schon
die Überzeugung von Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799).
Elmar Vogt |