Koch,
Jörg: Als Worms unterging – 21. Februar 1945. Deutsche Städte
im Bombenkrieg, 64 Seiten mit zahlreichen s/w-Abbildungen,
gebunden, Großformat, Wartberg-Verlag, ISBN 3-8313-1481-0,
17,80 €.
„Als
Worms unterging – 21. Februar 1945“ so heißt der rechtzeitig
zum 60. Jahrestag der Zerstörung der alten Kaiser- und Bischofsstadt
vorliegende Bildband. Der Wartberg-Verlag hat es sich zur
Aufgabe gemacht, die Zerstörung deutscher Städte in Bildern
zu dokumentieren. Nun war Worms an der Reihe, dessen unersetzliches
Kulturerbe erst gegen Ende des Krieges im Bombenhagel unterging.
Der
Autor Jörg Koch, ein Wormser Lehrer, schickt in Bildern
die „glorreiche Vergangenheit“ der Stadt voraus, um dann
die systematische Kriegsvorbereitung und den Weg in den
Untergang auf lokaler Ebene nachzuzeichnen. In der Anfang
1945 noch relativ wenig zerstörten Stadt wähnte man sich
fast schon in Sicherheit, als ein 20-minütiges britisches
Bombardement die Altstadt in ein Flammenmeer verwandelte.
Am Mittwoch dem 21. Februar 1945 begann um 20.27 Uhr der
Abwurf von Spreng-und Brandbomben; die Hauptpost am Ludwigsplatz
bildete den Zielpunkt der Bodenmarkierung. In wenigen Minuten
verloren 239 Menschen ihr Leben, verbrannten ihre Wohnungen,
brannte der Dachstuhl des Doms, brannten Jahrhunderte alte
Kirchen nieder, fielen prachtvolle Bauten wie das Rathaus,
das Cornelianum, das Städtische Spiel- und Festhaus, der
Majorshof und der Heylshof, das „Bergkloster“ und viele
Adels- und Bürgerhäuser in Schutt und Asche. Erschütternde
Zeitzeugenberichte von jenem verhängnisvollen Abend ergänzen
die Bilder, die das Ausmaß der Zerstörungen zeigen. Die
Fotos sind eindrucksvoll, jedoch nur selten datiert. Vielleicht
hinterließen die Fotografen keine genauen Angaben. Die Luftaufnahme
der Alliierten vom letzten Angriff des 18. März 1945 zeigt
die rauchende Trümmerlandschaft der Jahrtausende alten Stadt,
deren Gesicht unwiederbringlich zerstört war.
Am Ende
wird der Einmarsch der Alliierten am 20. März 1945 beschrieben,
die Aufräumarbeiten und der beginnende Wiederaufbau sind
durch ausgewählte Fotos dokumentiert. Dass der Fließtext
am Ende abrupt abbricht, der letzte Abschnitt wohl beim
Umbruch vergessen wurde, wird durch die Aussagekraft der
beeindruckenden Fotografien wieder wettgemacht. Der 36-jährige
Autor verstand es, den Spannungsbogen vom Leben in der unzerstörten
Stadt bis in die Nachkriegszeit zu ziehen. Dem 21. Februar,
an dem bis heute alljährlich von 19.45 bis 20 Uhr die Glocken
der Dreifaltigkeitskirche und des Doms läuten, gilt natürlich
das besondere Augenmerk des Buches. Dieser Bombenangriff
hat sich, wie Oberbürgermeister Michael Kissel im Vorwort
ausführt, „tief in das kollektive Gedächtnis der Wormser
eingebrannt.“ Die in der Einleitung gegebenen Hinweise Jörg
Kochs auf überregionale Zusammenhänge des Zweiten Weltkriegs
sind allerdings weniger aus-gewogen. So wird festgestellt,
dass Deutschland im Mai 1941 die Luftangriffe gegen das
Königreich eingestellt hätte, an anderer Stelle wird die
auf Großbritannien abgeworfene Bombenlast bis 1945 aufgezählt.
Mit seinen rund 50 großformatigen schwarz-weiß-Bildern ist
der Band eine Bereicherung für jede Wormatia-Bibliothek
und eine Mahnung an die künftigen Generationen.
Volker
Keller
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