Mauerblümchen
statt Hochburg
Mannheim
in der Revolution 1848/49
Was
ihr für Deutschland getan, das ist und bleibt euch
unvergessen. Stolz und Dankbarkeit wird jedes deutsche Herz
nach wie vor empfinden, so oft Mannheims Name genannt wird.
Die
Berliner Stadtverordneten am 21. April 1848 an die Mannheimer
Bevölkerung
Mannheim,
das noch im März 1848 als Vorreiter der revolutionären
demokratischen Bewegung galt, war einen Monat später
bereits aus dem Geschehen ausgeschieden, obwohl in der Stadt
selbst die politische Entwicklung noch weiterhin breite
Unterstützung fand.
Peter
Blastenbrei, Privatdozent an der Mannheimer Universität
mit den Schwerpunkten Italien in der frühen Neuzeit
und politische Geschichte Badens im 19. Jahrhundert, veröffentlichte
bereits im vergangenen Jahr eine Untersuchung, die diese
Diskrepanz zwischen revolutionärem Ansatz und politischer
Wirklichkeit in Mannheim selbst analysierte. Er beginnt
seine Schrift mit einer kurzen Darstellung der Rolle Mannheims
als radikale Hochburg des Vormärz, in der besonders
die Opposition gegen die konservativliberale badische Regierung
zu Hause war, aber auch schon Anzeichen einer Spaltung entlang
wirtschaftlicher und sozialer und nur vordergründig
entlang politischer Ordnungslinien" zeigte. Von Mannheim
aus ging dann auch einer der Anstöße zur Offenburger
Versammlung im September 1847, die unter anderem auch der
badischen Opposition ein festumrissenes Programm geben sollte.
Das
nächste Kapitel des Bandes ist den Ereignissen in Mannheim
zwischen Februar und April 1848 gewidmet, als bereits einen
Tag nach Ankunft der ersten Nachrichten aus Frankreich eine
schon seit längerem geplante Bürgerversammlung
im AulaGebäude in A 4, 4 sich mit den politischen Ereignissen
beschäftigte und ganz im Stil der alten Politik eine
Petition nach Karlsruhe auf den Weg schickte. Blastenbrei
setzt sich dabei ausführlich mit dem Verhalten Karl
Mathys, eines der unbestrittenen Führer der Landtagsopposition,
auseinander. Beherrschende Themen sind für diese Zeit
jedoch nicht nur die Auseinandersetzung mit der alten Stadtregierung
und die Ausweitung des demokratischen Gedankens über
die badischen Landesgrenzen hinaus, sondern vor allem die
Differenzen innerhalb der revolutionären Bewegung,
die sich in sehr unterschiedlichen Konzepten der weiteren
revolutionären Entwicklung niederschlugen.
Weitere
Kapitel beschäftigen sich mit der trügerischen
Ruhe" bis zum Dezember 1848, als Mannheim im Zuge des Feldzugs
gegen die Putschisten um Struve die Last einer preußischen
Garnison tragen musste, und mit der Zeit der zunehmenden
Radikalisierung zwischen Januar und Juni 1849. Die politische
Öffentlichkeit in Mannheim und in ganz Südwestdeutschland
polarisierte sich zwischen reaktionären Tendenzen einerseits,
dem demokratischen Lager andererseits, das selbst wiederum
in radikale Republikaner und gemäßigte Liberale
zerfiel.
Der
letzte Akt des Revolutionsdramas begann, als nach der Ablehnung
der Reichsverfassung durch Preußen und die übrigen
Fürsten in der bayerischen Pfalz ein Aufstand zur Verteidigung
der Reichsverfassung ausbrach, der schnell Solidaritätsbekundungen
badischer Truppenteile fand. Blastenbrei stellt hier eingehend
die Einbindung Mannheims in die revolutionäre Organisation
dar.
Die
Revolution der Demokraten war in Mannheim zu Ende, als General
Mieroslawsky am Morgen des 22. Juni die Stadt räumen
ließ und die Preußen am selben Abend noch in
die offene Stadt einrückten.
Blastenbreis
Schrift ist eine umfassende lokalbezogene Darstellung, die
aus dem reichen Fundes des Stadtarchivs schöpft und
die Stimmungen und Strömungen der Revolutionszeit detailliert
nachzeichnet. Zahlreiche Abbildungen aus den Beständen
von Stadtarchiv und ReissMuseum ergänzen den Text und
verleihen ihm die erwünschte Plastizität.
Peter
Blastenbrei: Mannheim in der Revolution 1848/49. (Kleine
Schriften des Stadtarchivs 10) Mannheim: Verlagsbüro
v. Brandt, 1997. ISBN 3926260386 |
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